Von steigenden Kursen und Dividenden profitieren

Von steigenden Kursen und Dividenden profitieren

So geht's

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Sobald Sie erkannt haben, das langfristig steigende Unternehmensgewinne zu langfristig steigenden Kursen und Dividenden führen, werden Sie nach Aktien dieser Unternehmen suchen. Dies erweist sich jedoch als nicht ganz so einfach wie gedacht. Der Grund: viele der meist angewendeten Kennzahlen und Methoden führen in die Irre. Ich zeige Ihnen dies anhand eines kurzen Beispiels unter Verwendung von Dividendenrendite und KGV als Kriterium für die Aktienauswahl.

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Warum Anleger oft Aktien wenig erfolgreicher Unternehmen kaufen

Sie sehen die langfristige Gewinnentwicklung zweier Unternehmen.

Unternehmen A weist langfristig stabil steigende Gewinne und Dividenden auf:

Langfristig steigende Gewinne

Unternehmen B. Langfristig stagnierende Gewinne machen es ihm zusehends schwerer, die Dividende zu erhöhen:

Langfristig stagnierende Gewinne

Unternehmen A hat von 2000 bis 2018 den Gewinn relativ konstant von 0,14 $ auf 2,27 $ gesteigert. Unternehmen B kommt mit einigem Auf und Ab für denselben Zeitraum nicht über eine ebenso bescheidene wie unzuverlässige Gewinnsteigerung hinaus. 2000 lag der Gewinn bei 2,24 $ und 2018 bei 2,85 $.

Von welchem der beiden Unternehmen wären Sie lieber Aktionär? Ich vermute, Sie wählen Unternehmen A. Auch ich würde mich so entscheiden. In der Praxis jedoch entscheiden sich viele Aktionäre für Unternehmen B.

Warum? Weil die Aktie von Unternehmen B entsprechend des KGVs „billig“ scheint und zudem mit einer deutlich höheren Dividendenrendite glänzt. Machen Sie sich bewusst, dass ein niedriges KGV als Misstrauensvotum des Marktes bezüglich der Entwicklungsperspektive eines Unternehmens zu verstehen ist und die hohe Dividendenrendite der Preis, den ein solches Unternehmen seinen Aktionären bezahlt.

Die Fehlentscheidung zugunsten Unternehmen B wird langfristig auf Kosten ihrer Depotperformance gehen.

Hinter Unternehmen A verbirgt sich Church & Dwight, hinter Unternehmen B verbirgt sich AT&T. Church & Dwight hat zum Zeitpunkt des Schreibens ein KGV von 33, AT&T von knapp 12. Church & Dwight hat eine aktuelle Dividendenrendite von nur 1,1%, AT&T von 6,2%. Diese Kennzahlen - einfach angewendet - sprechen also für AT&T.

Aber: Mit Church & Dwight wurden in den letzten 18 Jahren Kursgewinne in Höhe von über 1.000% erzielt:

Schlechten Börsenjahren zum Trotz spiegelt der Aktienkurs langfristig die Gewinnentwicklung wieder
Schlechten Börsenjahren zum Trotz spiegelt der Aktienkurs langfristig die Gewinnentwicklung wieder

Mit AT&T hingegen hätten Sie über 18 Jahre über 40 Prozent Kursverlust erlitten:

Nur dank der hohen Dividenden kann nach über 18 Jahren Haltedauer ein Verlust vermieden werden
Nur dank der hohen Dividenden kann nach über 18 Jahren Haltedauer ein Verlust vermieden werden

Das langfristige Gewinnwachstum sichtbar machen

Klassische Kennzahlen wie das KGV und die Dividendenrendite sind für die Suche nach Unternehmen mit langfristigem Gewinnwachstum nicht zu gebrauchen, weil es sich um statische Kennzahlen handelt. Statische Kennzahlen wie das KGV verarbeiten die Zahlen eines Geschäftsjahres. Dynamische Kennzahlen hingegen arbeiten mit Zeiträumen von mehreren Geschäftsjahren. Nur wenn Zeiträume über mehrere Geschäftsjahre hinweg betrachtet werden, kann eine Aussage getroffen werden, wie es um das langfristige Gewinnwachstum eines Unternehmens bestellt ist.

Dynamische Kennzahlen

Steigerungsrate

Die Steigerungsrate (Compound Annual Growth Rate) ist in der Finanzwelt eine bekannte Größe. Hiermit kann die jährliche Gewinnsteigerung für einen definierten Zeitraum berechnet werden, beispielsweise die Gewinnsteigerung über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Dies allein ist aber nicht ausreichend. Denn die Steigerungsrate berechnet sich ausschließlich unter der Verwendung von Anfangs- und Endwert. Schwankt der Unternehmensgewinn von Jahr zu Jahr, so verliert die Steigerungsrate ihre Aussagekraft und kann sogar in die Irre führen, wie im folgenden Beispiel für Chevron zu sehen:

Chevron: Schwankende Gewinne machen Steigerungsraten zum Glücksspiel
Chevron: Schwankende Gewinne machen Steigerungsraten zum Glücksspiel

Es wird zwei Mal die Steigerungsrate des Gewinns über 5 Jahre berechnet. Von 2007 – 2012 haben wir eine Steigerung von über 11 %. Durchaus beeindruckend. Im nächsten Abschnitt von 2008 – 2013 haben wir dagegen eine Steigerungsrate von -2,8%. Absolut unbefriedigend. Und ein Jahr weiter wird die Steigerungsrate wieder positiv.

Man sieht, dass die Steigerungsrate bei schwankenden Gewinnen nicht aussagekräftig ist. Es bedarf einer weiteren Kennzahl, die bestimmt, ob man sich auf die Steigerungsrate weitestgehend verlassen kann.

Stabilität

Die Stabilität sagt uns, wie konstant sich der Gewinn im Zeitverlauf entwickelt hat. Dabei reicht die Spanne von +1 bis -1. Eine 1 ist als wie eine am Lineal gezogene Linie zu verstehen. Führt die Linie nach oben (steigt also der Gewinn), ist die 1 positiv, andernfalls negativ. Eine 0 würde heißen, dass es keinen eindeutigen Trend gibt. Stellen Sie sich hier z.B. eine Sinuskurve (Welle) vor.

Schauen wir uns als praktisches Beispiel die Stabilität des Gewinns von Church & Dwight und AT&T an.

Church & Dwight kommt auf eine Korrelation von +0.98:

Church & Dwight glänzt mit konstant steigenden Gewinnen mit hoher Gewinn-Korrelation
Church & Dwight glänzt mit konstant steigenden Gewinnen mit hoher Gewinn-Korrelation

Im Gegensatz hierzu schafft AT&T lediglich auf einen Wert von +0.21:

AT&T: Beliebter Dividendenaristokrat, aber auch Kurskrücke ohne langfristig steigende Gewinne
AT&T: Beliebter Dividendenaristokrat, aber auch Kurskrücke ohne langfristig steigende Gewinne

Stabilität und Steigerungsrate kombinieren

Was der Stabilität fehlt, ist die Dynamik des Gewinnverlaufs. Stabilität und Steigerungsrate sind zweierlei. Es liegt nahe, die beiden Kennzahlen miteinander zu kombinieren.

Die Schwäche der Steigerungsrate war die Nicht-Berücksichtigung des Gewinnverlaufs zwischen Anfangs- und Endpunkt. Der Stabilität hingegen berücksichtigt alle Messpunkte des Gewinnverlaufs.

Stabilität und Steigerungsrate arbeiten vorzüglich zusammen, um Unternehmen mit einer stabilen Gewinnentwicklung ausfindig zu machen und zusätzlich eine Aussage zur Höhe des Gewinnwachstums zu bekommen.

Bei Unternehmen mit einer unstabilen Gewinnentwicklung macht der Einsatz der Steigerungsrate keinen Sinn, weil die jeweilige Gewinnsteigerung abhängig vom Zeitraum stark schwankt. Deshalb geht die Stabilität der Steigerung vor. Nur bei Unternehmen mit einer hohen Gewinnstabilität macht die Steigerungsrate des Gewinns Sinn. Und nur in Unternehmen mit hoher Gewinnstabilität sollten Anleger investieren.

Das Zusammenspiel von Stabilität und Steigerungsraten für die Bestimmung der langfristigen Gewinnentwicklung wird auf Aktienfinder.Net als Correlation-Growth-Model bezeichnet.

Welches ist ihre Anlagestrategie?

Das langfristige Gewinnwachstum ist das Fundament eines jeden langfristig ausgerichteten Aktiendepots. Darüber hinaus können Sie selbst entscheiden, in welche Aktien Sie investieren. Gewinnwachstum ist nämlich nicht gleich Gewinnwachstum. Während einige Unternehmen im mittleren einstelligen Bereich wachsen, steigern andere Unternehmen ihre Gewinne zweistellig. Die Dividendenpolitik, die Bewertung und damit verbunden die Volatilität dieser Aktien ist grundverschieden.

Welche Aktien Sie bevorzugen ist deshalb von ihren persönlichen Zielen abhängig. Grundsätzlich gilt, dass Unternehmen mit langsamerem Gewinnwachstum eine höhere Dividende ausschütten, niedriger bewertet und weniger schwankungsanfällig sind als Unternehmen mit rasantem Gewinnwachstum, die oft überhaupt keine Dividende bezahlen.

In der Praxis werden Sie oft Mischformen antreffen. Dennoch ist es hilfreich, sich der eigenen Präferenzen bewusst zu sein, um das eigene Depot entsprechend auszurichten.

Dividenden-ErtragDividenden-WachstumGewinnwachstum
FokusSie erwarten sichere Dividenden, die möglichst auch in Krisenzeiten weiter steigen. Ihre Ansprüche an Kursgewinne hingegen sind moderat.Sie geben sich heute mit einer niedrigeren Dividende zufrieden, erwarten dafür aber hohe Dividendensteigerungen und auch Kursgewinne.Dividenden sind Ihnen zweitranging. Sie investieren in Unternehmen, die Gewinn und Aktienkurs von Jahr zu Jahr überdurchschnittlich steigern.
RisikoAm niedrigsten, da die Aktien ihre Krisenfestigkeit bereits bewiesen haben und die Aktien tendenziell günstiger bewertet sind.Etwas höher, da der Fokus hin zu hohen Steigerungsraten geht und die Aktien tendenziell höher bewertet sind.Höher, da der Fokus auf hohen Steigerungsraten liegt und die Aktien tendenziell hoch bewertet sind.
RenditeNiedriger, weil die Wachstumsraten reifer Unternehmen oft nachlassen.Höher, da die Unternehmen Gewinn und Dividende überdurchschnittlich steigern.Am höchsten, da das höchste Gewinnwachstum zugleich höchste Renditen verspricht.
Beispielaktien- 3M
- British American Tobacco
- Fielmann
- Black Rock
- Visa
- American Tower
- Microsoft
- Alphabet
- Bechtle

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