Daimler Aktie - Underperformance mit Ansage
Daimler Aktie - Underperformance mit Ansage

Daimler Aktie

Underperformance mit Ansage?

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Laut Auswertung der Consorsbank befindet sich die Daimler Aktie in vielen deutschen Depots und wird in ihrer Häufigkeit nur noch von der Aktie der Deutschen Telekom übertroffen. Die Liebe der Deutschen zum Auto spiegelt sich im Anlegerverhalten wieder. Doch ist der Kauf der Daimler Aktie eine gute Wahl?

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Da ausschließlich langfristig steigende Unternehmensgewinne zu steigenden Kursen und Dividenden führen, schauen wir direkt auf die langfristige Gewinnentwicklung inklusive Dividenden. Du erkennst ein stetiges Auf und Ab, wobei in Zeiten konjunktureller Einbrüche auch mit Verlusten zu rechnen ist. Entsprechend unzuverlässig die Dividendenhistorie. Innerhalb der letzten 20 Jahre wurde die Dividende dreimal gekürzt und einmal sogar komplett gestrichen. Und die Schätzungen der Analysten legen eine weitere Kürzung der Dividende nahe.

Die langfristige Gewinnentwicklung von Daimler inklusive Dividende
Die langfristige Gewinnentwicklung von Daimler inklusive Dividende

Der Kursverlauf hängt von der langfristigen Gewinnentwicklung ab. Diesen Zusammenhang visualisiert der nächste Chart:

Langfristige Kursentwicklung und Gewinnverlauf der Daimler-Aktie
Langfristige Kursentwicklung und Gewinnverlauf der Daimler-Aktie

Du siehst, dass der Aktienkurs in Zeiten hoher Gewinne ebenfalls höher steht, wobei der Aktienkurs der Gewinnentwicklung in der Regel vorwegläuft, weil an der Börse die (Gewinn-)Erwartungen gehandelt werden. Und weil die Gewinne über 19 Jahre hinweg nicht stiegen, sondern lediglich stark schwankend seitwärts liefen, war der langfristige Kursverlauf nahezu ein Nullsummenspiel (siehe rot gestrichelte Linie). Zum 31.12.2000 lag der Aktienkurs bei 44,74 Euro. Stand heute notiert das Papier etwas niedriger bei 43,52 Euro. Nur Dank ausgeschütteter Dividenden kam man als Aktionär mit einem blauen Auge in Form einer jährlichen Rendite von 3,1 Prozent davon.

Dass man mit der Daimler Aktie auf das falsche Pferd setzte, wird beim Vergleich des Kursverlaufs der letzten 20 Jahre mit dem DAX-Kursindex offenbar:

Kursverlauf der Daimler Aktie im Vergleich zum DAX Kursindex (Quelle Tradingview.com)
Kursverlauf der Daimler Aktie im Vergleich zum DAX Kursindex (Quelle: Tradingview.com)

Würde der Aktienkauf rein rational anhand der Renditeerwartung stattfinden, dürfte die Daimler Aktie nicht in so vielen Depots enthalten sein. Es gibt jedoch Gründe, warum sie es dennoch ist.

Die Dividende: Nur bares ist wahres?

Eine hohe Dividendenrendite lockt Dividendenjäger an. Aktuell liegt die Dividendenrendite der Daimler Aktie bezogen auf die letzte Ausschüttung bei stattlichen 7,4 Prozent, wobei eine anstehende Kürzung die Dividendenrendite auf 5,8 Prozent senken würde:

Historische Dividendenrendite der Daimler-Aktie
Historische Dividendenrendite der Daimler-Aktie

Leider kaufen viele Aktionären nach der Devise: „Nur bares ist wahres. Kursgewinne hingegen sind Schall und Rauch.“ Das Perfide daran ist, dass dies für Aktien wie Daimler sogar stimmt. Anhand des langfristigen Kursverlaufs ist ja unschwer zu erkennen, dass Kursgewinne regelmäßig wieder verloren gehen. Falls du dein Geld in Unternehmen ohne langfristig steigende Gewinne steckt, wirst du in dem Glauben, dass Kursgewinne ein unbeständiges Zufallsprodukt seien, auch noch bestärkt.

Die langfristige Rendite der Daimler Aktie kommt nur durch die Dividende zustande (blaue Fläche)
Die langfristige Rendite der Daimler Aktie kommt ausschließlich durch die Dividende zustande (blaue Fläche)

In Folge wirst du weiterhin Aktien mit hoher Dividende bevorzugen, und damit automatisch Unternehmen, die den Markt nicht überzeugen und deshalb mit niedrigem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis), niedrigem KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) und eben einer hohen Dividendenrendite gehandelt werden.

Speziell bei Daimler wird dieser Effekt durch die Bevorzugung inländischer Aktien (Home Bias) sowie den Produktbonus verstärkt – frei nach dem Motto: Ein Unternehmen, das gute Autos baut, muss auch ein gutes Investment sein.

Zudem machen es die diversen Webseiten der Finanzindustrie es dem Aktionär nicht leicht, zu erkennen, dass es

  • einen langfristigen Zusammenhang zwischen Unternehmensgewinn und Kursverlauf gibt
  • Unternehmen mit langfristig steigenden Gewinnen gibt, in die man alternativ investieren kann

Ich verzichte an dieser Stelle auf diverse Screenshots. Schaue auf Wunsch gerne selbst nach, wie die Daimler-Aktie anderso dargestellt wird.


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Die Daimler Aktie – aber jetzt muss es doch aufwärts gehen

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Anhand der Kursentwicklung lässt sich vermuten, dass ein Teil der Aktionäre auf Kursverlusten sitzt und gewillt ist, diese in der Hoffnung auf bessere Zeiten auszusitzen. Allerdings bin ich diesbezüglich skeptisch eingestellt, weil die Automobilbranche vor kostspieligen Herausforderungen steht, denen sich auch Daimler nicht entziehen kann.

Allgemein gibt es einen Trend, der das Auto nicht länger als Statussymbol, sondern als Umweltsünde sieht. Dieser Trend ist Teil einer größeren Umweltbewegung,  aber auch selbstverschuldet durch die diversen Abgasskandale, die unter anderem auch Daimler über Imageverlust und Strafzahlungen teuer zu stehen kommen. So muss das Unternehmen wegen manipulierter Abgaswerte auf Ermittlung des deutschen Kraftfahrbundesamts nun eine Strafe in Höhe von 870 Millionen Euro zahlen. Und das wird wohl nicht alles sein.

Explizit die Zukunft des Dieselmotors wird durch strengere Umweltauflagen und Fahrverbote zunehmend in Frage gestellt. Mehrkosten entstehen, um die strengeren Umweltauflagen überhaupt noch einhalten zu können, z.B. durch den Einsatz von Hybrid-Technologie.

Damit ist das Ende der Fahnenstange jedoch längst nicht erreicht. Die Automobilindustrie befindet sich im Umbruch, innerhalb dessen der Elektromotor den Verbrennungsmotor als primäre Antriebstechnologie ablösen kann (Elektrifizierung). Damit verbunden ist eine enorme Herausforderung für die bisherigen Größen der Automobilindustrie. Technologisch, weil die bisherigen Platzhirsche gegenüber E-Auto-Pionieren wie Tesla ins Hintertreffen geraten sind, aber auch arbeitsrechtlich und sozial. Schon heute fürchten Arbeiter in der Automobilindustrie um ihren Arbeitsplatz, weil ein elektrischer Antrieb in deutlich weniger Arbeitsschritten herzustellen ist als ein Verbrennungsmotor.

Auch beim autonomen Fahren ist die neue Konkurrenz den alteingesessenen Automobilherstellern wie Daimler um Jahre voraus. So schloss Daimler jüngst mit BMW eine strategische Kooperation mit dem Ziel, im Jahr 2024 autonomes Fahren auf Autobahnen zu ermöglichen (Quelle: Quartalsbericht Q2 2019, S. 22):

„Daimler und die BMW Group wollen gemeinsam die nächste Technologiegeneration für Fahrassistenzsysteme und automatisiertes Fahren auf Autobahnen sowie automatisierte Parkfunktionen (jeweils bis SAE Level 4) entwickeln. … Ab dem Jahr 2024 sollen entsprechende Systeme in Pkw für Privatkunden verfügbar sein.“

Bezüglich autonomen Fahrens ist über Tesla ist auf Wiki folgendes zu lesen:

„Seit Oktober 2016 werden alle Tesla-Fahrzeuge mit einer Hardware ausgeliefert, die es erlaubt, die Fahrzeuge zukünftig vollautonom, d. h. nach SAE Level 5 zu fahren.“

Während die Teslaflotte bereits heute in einem zunehmend intelligenten Automodus fährt, sind bei Daimler und BMW die ersten Auslieferungen einer ähnlichen Funktionalität in 4 Jahren geplant. Wie groß der Abstand zwischen Pionier und Alteingesessenen geworden ist, könnte augenscheinlicher nicht sein.

Hinzu kommt die Gefahr einer sich abschwächenden Weltkonjunktur, was in der zyklischen Automobilindustrie stets für rückläufige Gewinne sorgt. Hier spielt insbesondere der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China aber auch zwischen den USA und Europa eine wichtige Rolle. Einfuhrzölle auf europäische Autos beispielsweise in die USA wären definitiv ein Schlag für Daimler und den Rest der heimischen Automobilindustrie.

Fazit: Steigender Unternehmensgewinn schlägt hohe Dividende

Bisher wurde ein langfristiges Investment in die Daimler-Aktie von bescheidenem Erfolg gekrönt, und ich sehe keinen Grund, weshalb sich das ändern sollte. Im Gegenteil überwiegt bei mir Skepsis wegen des sich im Gange befindlichen Wandels in der Automobilindustrie sowie der einer sich möglicherweise abkühlenden Weltkonjunktur. Glücklicherweise gibt es noch viele andere Aktien mit deutlich besseren Renditeaussichten. Um diese wahrzunehmen, solltest du dich allerdings vom Fokus auf hohe Dividenden lösen und verinnerlichen, dass langfristige Kursgewinne das Ergebnis langfristig steigender Unternehmensgewinne und ebenso wie diese kein Zufallsprodukt sind.


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9 Antworten

  1. Aber auch noch was zur reinen Analyse:
    der Kurs vieler Aktien fällt im Zuge einer *Transformation* des Business stark ab (z.B. MIcrosoft) und wenn man dann einen 10 – oder 20 Jahresvergleich anstellt, dann fällt dieser natürlich nicht positiv aus.
    Meines Erachtens ist genau dies derzeit bei den Autotiteln der Fall – daraus für eine einzelne Aktie abzuleiten, dass diese niemals ein gutes Investment war, ist meines Erachtens übertrieben. Der Kurs signalisiert meines Erachtens einfach sehr klar, dass der Markt eben nicht weiß, ob das Unternehmen am Ende der Transformation weiter einer der Top Player ist oder eben nicht – und abhängig davon wird es entweder wieder deutlich hochgehen oder die Aktie wird weiter fallen wegen mangelnder Perspektive (trifft m.E. auf sehr viele Autowerte zu)

    Just my 10 cents

  2. Hallo Thorsten,

    ich schätze sehr Deine Analysen und sehe die Automobil OEMs aufgrund des enorm hohen Transformationsdruck (Elektrifzierung, Autonomes Fahren, Connectivity, Auto als „Data Pipe“, Shared Services) auch mit vielen HErausfordungen konfrontiert. Diese werden m.E auch ein paar der aktuell führenden Hersteller und Zulieferer „in den Abgrund“ reißen , aber einen Abgesang auf alle etablierten Hersteller zu singen und Tesla in den Himmel hochzubeln ist definitiv verfrüht.

    Meine Gründe:

    GENERELL
    Alle großen Herstellen bringen bis 2021 ihre ersten rein elektrischen Modelle raus und pushen diese (z.B. Porsche, Mercedes, Audi, VW…). Interessant wird, wer (i) hier das Kundeninteresse weckt und (ii) schnell die Produktionskosten senkt (derzeit zahlen alle Hersteller pro verkauftem Modell drauf)

    SPEZIELL TESLA
    Tesla hat ohne Zweifel viel getan, um die Elektrifizierung voranzutreiben und sie sind insbesondere im Bereich Batterietechnik und Infrastruktur (Supercharger Netzwerk) den etablierten Herstellern voraus, ABER sie haben auch eklatante Schwächen bzw. Gaps, die sie noch aufholen müssen. Und jetzt schlafen die tradtionellen OEMs nicht mehr. Um die wichtigsten zu nennen
    – Produktionsqualität und geschwindigkeit („Produktionshölle“ ist vermutlich allen bekannt, aber dies sind nicht alle Qualitätsschwächen)
    – Professionellen Service Strukturen insbes. im Aftersales (auf Standardersatzteile warten Werkstätten teils mehrere Monate…)
    – Professionelle Unternehmsstrukturen (Fluktuation der leitenden Fach- und Führungskräfte ist aufgrund EM Führungsstil eklatant)
    – Ihre Top-Modelle Modell S und X werden alt (= Facelift steht an, aber parallel auch die teuren Phase II Logistik und Servicetasks)
    – Ihr Marketing ist weiter als die Realität (so ist Tesla im Bereich autonomen Fahren keineswegs führend, sondern dies ist nach einhelliger Meinung Waymo (Google Tochter) und deren CEO ist der Meinung, dass nie oder zumindest nicht in den nächsten 20 Jahren einen SAE Lvl 5 geben wird. Dies ist auch mittlerweile Konsens unter allen Experten – es wird derzeit eher Lvl 4 angestrebt und im Privatumfeld sogar häufig nur Lvl 3. Auch Teslas Autopilot ist definitiv kein SAE Lvl 5, sondern ein Lvl 2 oder max Lvl 3. Waymo oder auch Audi haben m.W. die ersten Lvl 3 Systeme, aber auch nicht serienzugelassen. Alle anderen sind bei Lvl 2 (inkl. Tesla).
    Warum erwähne ich das mit dem Marketing so ausführlich – bisher wird Tesla von den eigenen Fanboys (und z.T. auch von der unkundigen Presse) nach weniger strengen Regeln beurteilt als der Wettbewerb. Aber so stärker sie wachsen, desto stärker nimmt die Masse der neutralen Kunden zu, die Fehler wie x Monate Wartezeit auf Reparaturen, etc. nicht mehr klaglos hinnehmen und alles bejubeln nur weil es von Tesla kommt.

    Dass das Rennen noch lange nicht entschieden ist, sieht man z.B. an der Anzahl Vorbestellungen für den Porsche Taycan…

    Was ist mein Fazit: sowohl die traditionellen Hersteller als auch Tesla, Waymo oder auch die chinesichen Elektrohersteller wie BYD, Byton,… müssen noch enorm hohe Investitionen schultern und haben noch viele Unwägbarkeiten vor sich. Ich bin überzeugt, dass sich der Markt wieder konsolidiert und viele der neuen Player, aber auch ein paar der bestehenden, verschwinden oder Systemzulieferer werden.
    Habe ein paar Tipps, wer vorne bleibt, aber viele Ansätze sind noch in der Umsetzung, so dass eine belastbare Prognose m.E. noch nicht möglich ist. Daher würde auch ich von allen Autowerten derzeit abraten und erstmal abwarten, wohin sich der Markt entwickelt.

    1. Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar und die vielen, wertvollen Einschätzungen.

      „Daher würde auch ich von allen Autowerten derzeit abraten und erstmal abwarten, wohin sich der Markt entwickelt.“

      Dem Fazit schließe ich mich gerne an.

      1. Das Image der deutschen Automobilhersteller in Bezug auf Innovation scheint nicht sonderlich hoch zu sein. Das könnte daran liegen, dass sich eben nicht jeder ein Top-Modell einer Premiummarke leisten kann, um zu wissen, was derzeit in einem Serienmodell möglich ist. (Wenn ichs mir leisten könnte, würd ich mir trotzdem lieber Aktien kaufen).

        Fairerweise hättest Du aus dem Wikiartikel noch folgenden Abschnitt kopieren können: „Im Juli 2014 fuhr in Deutschland ein Prototyp der Daimler AG (Future Truck 2025) auf dem damals noch nicht eröffneten Autobahnteilstück (BAB A14 nördlich von Magdeburg) völlig selbständig, insbesondere im Kolonnenverkehr, jedoch ohne autonomes Wechseln der Spur. Am 2. Oktober 2015 fuhr erstmals ein seriennaher Lkw mit Teilautonomie (Ausnahmegenehmigung nach § 70 StVZO) auf einer öffentlichen Straße, und zwar der BAB A8 in Baden-Württemberg.“
        Man beachte, die hatten nicht nur die Hardware am Auto. Die Software funktionierte auch entsprechend ;-). Dass in Deutschland auch schon autonome Busse auf Mini-Strecken unterwegs sind, unterschlägst Du auch berechtigterweise, ist ja auch kein Daimler.

        Ich möchte aus meinen Gesprächen mit Daimlermenschen auf abendlichen Foren noch anfügen:
        Daimler ist sich der Herausforderungen seit Jahren bewußt und es passiert auch einiges (langsam) in diesem riesigen (trägen) Konzern. Es gibt seit Jahren zumindest grundlegende Brennstoffzellentechnologie in den Schubladen, was für ein 2. Standbein neben Batterientechnologien nützlich werden kann. Ich selbst hatte 2013 schon mal einen Einblick in den aktuellen Stand, wie gut ein zukünftig autonomes Auto seine Umwelt analysiert und Fußgänger auch hinter parkenden Autos schon „erahnt“.
        Von leitenden Personen kommen beispielsweise Aussagen der Form: Technologisch sei das Problem mit dem autonomen Fahren _für den urbanen Raum_ fast gelöst. Die größeren Hindernisse sähe man auf Regulierungseite und den entsprechenden juristischen Betrachtungen. Automatisches Kolonnenfahren auf Autobahnen durfte ich selber schon miterleben.

        Das Problem ist ohnehin nicht die Hardware. Die dürfte bei Topmodellen aller großen Automobilhersteller schon mit ausgeliefert werden können.

        5 Jahre später autonom fahren als Tesla (deren Schwächen mal ignoriert) wäre mMn für den Markanteil nicht tödlich. Tesla versucht dieses Jahr 400 000 Autos zu produzieren, Daimler produziert etwa 2.4 Mio Autos im Jahr. Daimler baut aber nicht nur „kleine“ Autos (inzwischen rechtlich eigenständig in Daimler Trucks). Daimler ist sehr gut in qualitativ hochwertiger Massenproduktion, im Erstellen von Geschäftsmodellen, im Vertriebsnetz, im Service, einiges davon ist per Webseite für Tesla schwer zu kopieren. Und es gibt auch beim autonomen Auto hin und wieder die Notwendigkeit von Hardwarewartung, wenn auch beim E-Auto viel seltener.
        Allein in Deutschland fahren noch 40 Mio nicht-autonome Autos, davon werden einige in den nächsten 10-15 Jahren mglw. ausgetauscht werden. Vor Tesla hat Daimler daher eher weniger Angst.

        Vielmehr droht Gefahr aus einer anderen Perspektive (sagen meine Gesprächspartner): Wenn Autos autonom fahren, sinkt der Anreiz, ein Auto zu kaufen. „Own none – use any“. Man bestellt sich für den jeweiligen Anwendungsfall ein passendes Auto. Ein Caprio fürs Ausgehen am Abend, eine Familienlimousine für das Wochenende. Warum sollte man sich dann aber ausgerechnet einen Mercedes-Benz ordern? Premiummarken unterscheiden sich für so eine Nutzung nur marginal. Darauf gibt es wohl noch keine Antworten.

        Daimler kooperiert mit Volocopter – elektrisch betriebenes Lufttaxi, ähnlich wie andere Autohersteller mit anderen. Unter den Titel Projekt Future wurde Daimler neu strukturiert in Mercedes-Benz AG, Daimler Truck AG, Daimler Mobility AG mit vielen Folgen, die nach außen erstmal nicht sichtbar sind.
        Seit 2-3 Jahren experimentiert Daimler auch mit Blockchainanwendungen. Seit neuestem gibt es auch eine Daimler Mobility Blockchain Plattform, als ein Schritt im Wandel vom Verkäufer von Autos zum Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen. Da spielt auch die Kooperation bei Car-Sharing mit BMW hinein. Es geht um rechtssichere Verträge mit autonomen Maschinen (auch Software), digitale fälschungssichere, aber öffentliche Identitäten auf nicht-Daimler-Infrastruktur. Digitale Dienstleistungen werden wichtiger als das Konzept „Auto für 4 Personen“. Das Auto wird mehr zu einem Edgerechner mit enorm viel Daten über dessen Umwelt in einem mobilenen Rechnernetz.

        Es passiert also viel in Richtung Zukunft. Aber es ist eine Herkulesaufgabe, so einen Riesenkonzert derart stark umzusteuern, und der Erfolg ist nicht garantiert.

        Einig sind wir uns hier aber wohl alle in der Unsicherheit, wie sich der Umbruch auf dem Markt darstellen wird. Die Risiken erscheinen mir jedenfalls als ziemlich hoch.

  3. Hi Torsten,

    dank deines tollen Screeners ist es wirklich leicht tolle Unternehmen zu finden und dann auch gleich noch abschätzen zu können wie die Anteile derzeit bewertet sind. Ich habe das Abo bisher noch kein bisschen bereut.

    Bevor ich dein Tool verwendet habe hätte ich beinahe einen Sparplan in BMW Aktien realisiert. Er war schon scharfgeschaltet aber ich habe dann kurz vor Ausführung die Reißleine gezogen. Zykliker gehören (momentan) einfach nicht ins Depot. Dafür sind wir am falschen Ende des Zyklus.

    Warum ich hier schreibe hat allerdings einen anderen Grund: mich würde mal deine Einschätzung bezüglich Boeing interessieren. Ich halte das momentan aufgrund diverser Gründe für keinen guten Kauf. Mich interessieren aber natürlich die Einschätzungen erfahrener Anleger wie dir. Vielleicht kannst du ja ein paar Zeilen als Kommentar hinterlassen oder mal eine Bewertung der Boeing Aktie in einem deiner Blogs vornehmen. Würde mich freuen.

    1. Hallo Marcel,

      Boeing müsste ich wie jede andere Aktie, die ich bisher nicht auf dem Schirm hatte, zunächst analysieren. Mal schauen, ob ich irgendwann dazu komme.

      Danke für die netten Worte und lieben Gruß,

      Torsten

  4. Gerade im Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Automobiilindustrie und der Tendenz, Unternehmen und der Autobranche eher negativ zu begegnen (öffentliche Meinung in D, Klimaschutz, etc) werde ich von Aktien der Automobilindustrie, gerade in D, erstmal die Finger lassen.

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