Nachdem sich der Aktienkurs beinahe verdoppelt hat, stellen sich Aktionäre natürlich die Frage, ob Procter & Gamble als eines der ältesten an der Börse gelisteten Unternehmen noch genügend Öl im Tank hat, um weiterhin solche Traumrenditen zu bescheren. In dieser Analyse nehmen wir das Dickschiff auseinander und schauen, ob sich der Kauf von Procter & Gamble noch immer lohnt oder du besser die Hände von der Aktie lässt.
Procter & Gamble Aktie | |
Logo | |
Land | USA |
Branche | Haushalt/Pflege |
Isin | US7427181091 |
Symbol | PG |
Marktkapitalisierung | 300,8 Milliarden € |
Dividendenrendite | 2,3% |
Stabilität Dividende | 0,99 von max. 1.0 |
Stabilität Cash-Flow | 0,92 von max. 1.0 |
Das Geschäftsmodell: So verdient Procter & Gamble Geld
Das 1837 gegründete Unternehmen ist ein Konsumgütergigant, vom dem du sicherlich schon dutzende von Produkten im Supermarkt gesehen und sogar bei dir zuhause benutzt hast. Procter & Gamble unterteilt den Konzern bislang in fünf Segmente, die im Wesentlichen allesamt Produkte des täglichen Bedarfs abdecken. Zu diesen Produkten gehören Zahnpasta, Waschmittel, Körperpflegeprodukte oder Toilettenpapier. Diese Produkte erfreuen sich einer konstanten Nachfrage und werden von den Konsumenten selbst in wirtschaftlich schlechten Zeiten gekauft (Artikel wie Klopapier verhalten sich sogar anti-zyklisch ?). Dementsprechend krisenfest ist das Geschäftsmodell von Procter & Gamble, was besonders für risikoscheue Aktionäre ein großes Plus ist. Wie du in dem unten abgebildeten Schaubild erkennst, tragen die Segmente relativ gleichmäßig zum Umsatz und Gewinn bei, so dass für Procter & Gamble keine starke Abhängigkeit von einzelnen Produktgruppen besteht.
Daneben zeigt dir das Schaubild einen weiteren Grund für den Erfolg des Unternehmens. Procter & Gamble verkauft nämlich nicht "einfach nur" Produkte des täglichen Bedarfs, sondern hat zudem auch starke Marken im Portfolio (z.B. Pampers, Head & Shoulders, Febreze, Ariel). Im aktuellen Bestand von Procter & Gamble erzielen stolze 23 Marken einen Jahresumsatz von über USD 1 Milliarde und weitere 14 Marken einen Jahresumsatz von mindestens USD 500 Millionen.
Diese Marken sorgen für eine hohe Kundenbindung und einen Wiederkennungswert, was dem Konzern hohe Marktanteile beschert. So ist Procter & Gamble mit einem Weltmarktanteil von über 20 Prozent Marktführer für Haarpflegeprodukte. Daneben sichert es sich mit einem Marktanteil von 60 Prozent die Marktführerschaft bei Klingen und Rasierern und hält über 50 Prozent des Marktes für weibliche Epilierer. Mit einem Anteil von 20 Prozent ist Procter & Gamble auch im Bereich für Mundpflege vorne mit dabei und hält hier den zweiten Platz. Damit diese Marktmacht auch in Zukunft bestehen bleibt, werden allein in den USA jedes Jahr mehr als USD 4 Milliarden für Werbung ausgegeben. Weltweit sind es fast USD 10 Milliarden. Damit gehört Procter & Gamble zu den Unternehmen mit den weltweit höchsten Marketingausgaben.
Gleichwohl hatten Aktionäre in der Vergangenheit Sorge, dass der Geschäftserfolg des Riesen unter dem Wettbewerbsdruck kleinerer und wendigerer Start-Ups leiden könnte. Weiterhin fürchteten Anleger Markanteilsverluste durch die Eigenmarken großer Einzelhandelskonzerne wie Walmart. Procter & Gamble ist mit seinem Portfolio allerdings durchaus flexibel. Beispielsweise kann es strauchelnde und nur noch schwach wachsende Marken wie einst die Chips-Marke Pringles oder ganze Geschäftsbereiche verkaufen und sich Wachstum durch Übernahmen einkaufen. Bisher hat es Procter & Gamble mit dieser Methode geschafft, rechtzeitig auf die sich verändernden Konsumentenbedürfnisse zu reagieren. Ebenso haben sich die Marken, die die magische Umsatzschwelle von mehr als USD 1 Milliarde erreichen, seit 2000 mehr als verdoppelt.
Procter & Gamble verzeichnet wieder organisches Wachstum
Wie du anhand der langfristigen Umsatzentwicklung von Procter & Gamble siehst, hat das Unternehmen seinen Umsatz seit 1990 von USD 24 Milliarden auf USD 70 Milliarden steigern können. Auch wenn diese Entwicklung nicht an die von Wachstumsraketen wie Amazon oder Alphabet heranreicht, zeigt sie dennoch, dass auch Unternehmen trotz ihres Alters noch immer in der Lage sein können, zu wachsen.
Lediglich in den Jahren von 2007 bis 2016 durchschritt Procter & Gamble eine längere Phase der Konsolidierung, die in einen bedeutenden Umsatzrückgang mündete. Der Grund hierfür war, dass Procter & Gamble sich auf die besonders wachstumsstarke Marken konzentrierte und das eigene Markenportfolio um 90 bis 100 Marken reduzierte. So wurden für USD 12,5 Milliarden mehr als 43 Marken an das Unternehmen Coty verkauft.
Mittlerweile ist klar, dass die Konsolidierung von voller Erfolg gekrönt war. 2019 wuchs Procter & Gamble in 9 von 10 Produktkategorien sowie in allen Regionen, in denen Umsätze getätigt wurden. Ebenso verzeichnete Procter & Gamble 2019 mit einer Umsatzsteigerung von 6 Prozent das höchste organische Wachstum seit 2006 und pulverisierte damit die eigene Wachstumsprognose, die lediglich von einem Plus zwischen 3 und 4 Prozent ausging. Wie sinnvoll die Konzentration auf wachstumsstarke Marken war, zeigt dir auch die Entwicklung von Gewinn- und Cash-Flow. Trotz der Verkäufe vieler Marken liegen Gewinn und Cash-Flow auf Rekordniveau.
Dabei solltest du dich nicht vom Einbruch des Gewinns im letzten Geschäftsjahr beeinflussen lassen. Procter & Gamble nahm hier eine Abschreibung in Höhe von USD 8 Milliarden bei der Rasier-Marke Gillette vor, die den bilanzierten Gewinn als Sondereinfluss außerordentlich belastete. Hintergrund der Abschreibung waren die geringere Rasierhäufigkeit sowie eine erstarkende Konkurrenz neuartiger Geschäftsmodelle. Insbesondere das Unternehmen Dollar Shave Club – mittlerweile von Unilever gekauft – greift mit seinem attraktiven Abo-Modell den Marktführer an und konnte Procter & Gamble mehrfacht Marktanteile abnehmen. Die Abschreibung auf die Gillette-Marke brockte Procter & Gamble die einzige Kerbe in eine ansonsten außerordentlich stabile Margenentwicklung ein. Stand die Netto Marge 1990 noch bei 6,65 Prozent liegt sie aktuell bei über 18 Prozent. Auch die Brutto Marge konnte im selben Zeitraum um 11 Prozentpunkte zulegen und liegt aktuell bei beachtlichen 50 Prozent.
Damit bewegen sich die Margen einige Prozentpunkte über der des großen Konkurrenten Unilever. Das britisch-niederländische Unternehmen kommt nur auf eine Netto Marge von 11 Prozent und liegt auch mit einer Brutto Marge von 44 Prozent deutlich hinter Procter & Gamble.
Ist die Procter & Gamble Dividende sicher?
Mit einer seit 64 Jahre steigenden Dividende gehört die Procter & Gamble Aktie zum erlauchten Kreis der Dividendenaristokraten und ist darüber hinaus für viele Aktionäre sogar so etwas wie die Mutter aller Dividendenaktien. Zu guter Letzt gehört Procter & Gamble zu den Dividendenzahlern, die ihre Ausschüttung sogar gesteigert haben. Gab sich Procter & Gamble in den letzten Jahren mit einer jährlichen Erhöhung um die 3 Prozent zufrieden, erhöhte das Unternehmen inmitten der Corona-Krise im April die jährliche Ausschüttung um eindrucksvolle 6 Prozent und setzte damit ein deutliches Zeichen der Stärke.
Fans hoher Dividendenrenditen werden bei Procter & Gamble allerdings enttäuscht sein. Infolge der jüngsten Kurssteigerungen bewegt sich die momentane Dividendenrendite von 2,2 Prozent auf einem historisch niedrigen Niveau. Freuen dürfen sich hingegen jene Aktionäre, die während der Kursschwäche 2018 bei einer Dividendenrendite von knapp 4 Prozent beherzt zugriffen.
Zwar ist die Dividendenrendite momentan historisch niedrig, doch immerhin scheint die Dividende inklusive weiterer Steigerungen sicher zu sein. Hierfür sorgen nicht nur die guten Aussichten auf weiteres Wachstum, sondern auch die gesunden Ausschüttungsquoten im Verhältnis zum Gewinn und Cash Flow. So schüttet Procter & Gamble nur 60 Prozent seines Gewinns und 55 Prozent seines Cash Flows an die Aktionäre aus und bietet damit noch genügend Raum für weitere Erhöhungen.
Ist die Procter & Gamble Aktie fair bewertet?
Was die extremen Kurssteigerungen und die historisch niedrige Dividendenrendite bereits andeuten, bestätigt ein Blick auf die Dynamische Aktienbewertung des Aktienfinders: Die Procter & Gamble Aktie ist überbewertet. Dabei ist es nahezu unerheblich, welchen Zeitraum wir für die Berechnung der historischen Vergleich-Multiples heranziehen. Basierend auf dem historischen KGV und KCV (Kurs-Cash-Flow-Verhältnis) ergibt sich zum aktuell fairen Wert ein kurzfristiges Rückschlagspotential von mehr als 10 Prozent. Auch das bereinigte KGV von 25 spricht für eine deutliche Überbewertung der Procter & Gamble Aktie.
Zwar ist der Wettbewerber Colgate-Palmolive mit einem bereinigten KGV von 26,7 ebenfalls sportlich bewertet, doch zeigt der Konkurrent Unilever mit einem bereinigten KGV von 20 und einer Dividendenrendite von 3 Prozent, dass es im Bereich der Konsumgüterriesen auch anders geht. Umgekehrt verdeutlicht ein Blick auf die Bilanz eine gerade im Vergleich zu Unilever weitere Stärke von Procter & Gamble. Wenn du bedenkst, dass Procter & Gamble vor kurzem noch eine Konsolidierungsphase durchmachte, ist eine Schuldenquote von 32,63 Prozent beeindruckend. Auch die Aktienrückkäufe von ca. 2,46 Prozent pro Jahr haben dazu geführt, dass Procter & Gamble mittlerweile auf eigene Aktien im Wert von mehr als USD 100 Milliarden sitzt.
Alternative Investments
Falls du nach weiteren Dividenden-Aktien in der nicht-zyklischen Konsumgüterbranche suchst, könnten folgende Aktien-Analysen ebenfalls interessant für dich sein.
Name | Isin | Land | Branche | Analyse |
Unilever | NL0000388619 | Niederlande | Nahrung / Pflege | |
Nestle | CH0038863350 | Schweiz | Nahrung | |
Coca-Cola | US1912161007 | USA | Getränke |
Fazit: Procter & Gamble Aktie – Zu teuer für einen Kauf
Als Investoren aus Sorge vor stagnierenden Umsätzen und steigendem Konkurrenzdruck die Finger von der Procter & Gamble Aktie ließen, war das rückblickend der beste Zeitpunkt, um sich die Aktie des Konsumgüterriesen ins Depot zu legen. Wer den Mut hatte und die Aktie in der Phase fundamentaler Unterbewertung kaufte, kann sich heute über hohe Kursgewinne und eine verhältnismäßig hohen Dividendenrendite von über 3 Prozent freuen. Für alle anderen scheint der Zug bereits abgefahren. Mittlerweile hat die Aktie das höchste Bewertungsniveau der letzten zwanzig Jahre erreicht, was für mich trotz des zuletzt starken organischen Wachstums gegen ein Investment spricht. Falls du dir die Procter & Gamble Aktie trotz der hohen Bewertung ins Depot legen möchtest, kommt ein Aktien-Sparplan in Betracht. Im Fall eines Rücksetzers kannst du so von den gefallenen Kursen profitieren.
14 Antworten
Sehr guter Beitrag, danke.
Vielen Dank, Klaus. Schön, dass dir der Beitrag gefällt.
LG
Hallo Danke für die Analyse – ich denke hierbei ist aber auch die staatliche Hilfe in der Coronazeit ein kurzfristiger Kurstreiber gewesen. Das spiegelt sich in allen Konsumgüter-Aktien wieder. Walmart etc… Ich denke mal das wir hier wenn das Geld nicht mehr mit der Gieskanne verteilt wird die Aktie unter druck gerät. Das wäre m. E. der richtige Moment.
Danke für den immer hochwertigen Kontent vom Team Aktienfinder.
Ich danke dir für die Unterstützung und deinen Kommentar!
Vielen Dank, Jens Huwe. Procter & Gamble hat schon vor Corona gezeigt, dass es geschäftlich wieder besser zu laufen scheint und die Fokussierung erste Früchte trägt. Mal schauen, wie langfrisitg dieser Trend ist.
BG
Sehr gut analysiert – und ich habe mich in deinem Vergangenheitsrückblick 100% wieder gefunden. P&G war meine erste amerikanische Aktie (1. Kauf 03/2015) und ich habe die dann kontinuierlich aufgestockt vor allem bei Kursschwächen z.B. August 2015 und vor allem der Flash Crash Anfang Februar 2018.
Heute liege ich inkl. Divis bei P&G ca. 80% im Plus und zusätzlich habe ich angefangen den Konkurrenten Unilever aufzubauen (1. Kauf Ende Juni 2016 – erstes BREXIT Votum) war eine gute Gelegenheit…. das waren zwei echte Erfolgsstories – aber das ist leider nicht immer so -weiter so Torsten !
Hallo Juergen,
vielen Dank. Schön, dass dir meine Analyse gefällt 🙂
BG
Hallo Jürgen,
die Analyse war zwar gut, aber nicht von mir. Andere können das auch ?
LG und weiterhin viel Erfolg mit Procter & Gamble plus Unilever!
Danone aus Frankreich wäre evtl. auch noch eine interessante Alternative.
Vor allem wenn man ein quellsteueroptimiertes Depot (z.B. bei der DKB) hat, wo die französische Quellsteuer nicht voll abgezogen wird.
Hallo Martin,
Danone kommt als Alternative sicherlich in Betracht, Gefühlt warte ich bei Danone seit Jahren auf den Durchbruch, der einfach nicht kommen will. Vielleicht geht das aber nur mir so. 🙂
BG
Danke für die Analyse. Ich habe P&G 2015 (65,- €) und 2016 (80,-€) gekauft und werde weiterhin halten, aber nicht aufstocken.
Daniel,
danke, freut mich, dass dir die Analyse gefällt. Glückwunsch, du gehörst zu den Mutigen, die belohnt wurden 🙂 Ich verkaufe PG ebenfalls nicht, investiere aktuell aber stärker in Unilever.
BG
Unilever hatte ich Anfang März gekauft – leider zu früh, um den Tiefpunkt zu erwischen – und habe das Unternehmen jetzt im Sparplan. Ich hatte allerdings gedacht, dass der Kurs schneller wieder über die 50 € geht.
Eine weitere „Alternative“ zu P&G wäre Clorox. Da hatte Markus Koch ein schönes Interview mit dem CEO Benno Dorer, der jetzt das Unternehmen verlassen wird, gemacht. Die Aktie ist allerdings sehr gut gelaufen.
Hallo Daniel,
der Kurs kann ruhig noch etwas länger etwas tiefer bleiben 🙂
Man sieht es bei den Konsumgüterriesen im Langfrist-Chart sehr schön, wie sie allesamt Phasen der geschäftlichen Konsolidierung durchlaufen und irgendwann ausbrechen. Procter & Gamble und die von dir genannte Clorox haben genau diesen Ausbruch hingelegt (Clorox natürlich auch begünstigt durch die aktuellen Umstände). Henkel, zum Beispiel, befindet sich gerade am Anfang bzw. inmitten der Konsolidierung, eventuell steht auch Unilever gerade vor einer solchen Phase wenn man sich den operativen Trend der letzten Quartale anschaut. Für mich sind diese Zeiträume genau die Phasen, in denen ich die Unternehmen kaufe.
LG