Aktive ETFs und Themen-ETFs im Praxistest

Diversifikation mit Outperformance!

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Der MSCI World gehört gemeinsam mit dem S&P 500 zu den zwei mit Abstand beliebtesten ETFs. So sind die zwei iShares-ETFs auf den MSCI World und den S&P 500 die einzigen ETFs mit einer Fondsgröße von über 100 Milliarden Euro. Und bislang können sich Investoren über die Performance der beiden Index-ETFs nicht beschweren. Während der MSCI World auf 15-Jahressicht das eingesetzte Kapital fast vervierfachte, legte der S&P 500 mit einer guten Versechsfachung noch eine Schippe drauf.

Investoren dürfen sich über gute Renditen beim MSCI World und den S&P 500 freuen

Ein wesentlicher Renditetreiber ist die immer stärkere Gewichtung US-amerikanischer Aktien im MSCI World, die vor allem wegen Big Tech seit Mitte 2019 von knapp 60 Prozent auf über 70 Prozent gestiegen ist.

Der MSCI World Index wird vom US-amerikanischen Aktienmarkt dominiert

Der MSCI World ist heute ein anderer Index als noch vor zehn Jahren. Während die Top 10 Aktien damals rund zehn Prozent des MSCI World ausmachten, liegt der Anteil der heutigen Top 10 bei 27 Prozent. Früher war der MSCI World viel stärker diversifiziert und Big Tech spielte im Welt-Index nicht so eine dominante Rolle wie heute.

Die wechselnden Top 10 Aktien im MSCI World nehmen immer mehr Gewicht im Index ein

In Folge dessen unterscheiden sich MSCI World und S&P 500 bezüglich ihrer 15 größten Positionen kaum. Lediglich die Gewichtung der US-Aktien fällt im MSCI World etwas geringer aus.

Links die Top 15 Positionen des MSCI World, die nahezu identisch mit den Top 15 Positionen des S&P 500 sind

Das Erfolgsrezept der beiden Indizes ist jedoch zugleich deren größte Schwäche. Nämlich deren Abhängigkeit von den US-amerikanischen Tech-Giganten, die inzwischen Marktkapitalisierungen von über 2 bis zur Spitze 3,7 Milliarden Euro erreichen und aus diesem Grund in allen marktgewichteten ETFs auf die beiden Indizes deutlich übergewichtet sind. Zugleich haben die meisten Tech-Aktien mit dem KI-Boom denselben Kurstreiber gemein. Sollte der KI-Rausch mit einer Korrektur zu Ende gehen, werden sich viele ETF-Anleger verwundert die Augen reiben.

Dieses Klumpenrisiko in US-Big Tech selbst beim MSCI World schreit geradezu nach mehr internationaler Diversifikation über den US-Markt hinaus, was auf unterschiedliche Arten erreicht werden kann. Beispielsweise bricht die Abkehr von der Marktkapitalisierung zur Gleichgewichtung als Gewichtungskriterium in den ETFs die Dominanz weniger großer Aktien. Eine weitere Möglichkeit ist die gezielte Investition in Märkte außerhalb der USA, wie beispielsweise Indien mit vielen erfolgversprechenden Aktien, in die du als deutscher Investor nicht direkt investieren kannst. Eine weitere Variante ist das Investment in aktiv gemanagte ETFs und Themen-ETFs.

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Aktiv gemanagte ETFs – Klumpenrisiken gezielt reduzieren

Mit dem Siegeszug von ETFs wird auch die ETF-Landschaft immer vielfältiger und gewinnen aktiv gemanagte ETFs an Bedeutung. Bereits heute sind über 90 aktiv gemanagte ETFs von namhaften Emittenten wie iShares, JPMorgan, Xtrackers, Invesco, HSBC und vielen anderen mehr auf dem deutschen Markt.

Wir zeigen, welche dieser ETFs in der Fundamentalanalyse überzeugen und sich am besten eignen, um das persönliche Anlagerisiko durch zusätzliche Diversifikation zu reduzieren und zugleich die Chancen auf attraktive Rendite zu bewahren. Dabei setzen wir auf die bewährten Algorithmen und Kennzahlen des Aktienfinders, mit dem wir seit 2017 die Qualität von Aktien bewerten, und durchleuchten die zu analysierenden 92 ETFs mit einer durchschnittlichen Analysedichte von 97 Prozent nahezu komplett.

Bei einem Investment in aktiv gemanagte ETFs setzt du auf deutlich weniger Aktien als bei einem Welt-ETF. Zwar enthält der umfangreichste aktiv gemanagte ETF immerhin 3.188 Aktien, im Schnitt erhalten alle anderen aktiv gemanagten ETFs jedoch lediglich knapp über 80 Aktien. Beim kleinsten sind es sogar nur 31 Titel. Die Diversifikation eines ETFs hängt allerdings nicht nur von der Anzahl der in ihm enthaltenen Aktien ab, sondern vor allem von deren Gewichtung. Das Paradebeispiel ist der MSCI World, der trotz über 1.300 Aktien auf eine relativ hohe Verklumpung von 69 Prozent kommt. Die hohe Verklumpung entsteht, weil nur 8 Aktien bereits knapp ein Viertel der gesamten Gewichtung im MSCI World ausmachen, während hunderte kleinerer Aktien mit unter 0,01 Prozent Gewichtung faktisch irrelevant für den Kursverlauf des MSCI World sind.

Eine Handvoll Aktien dominiert den MSCI World und bestimmt damit dessen Performance

Aktiv gemanagte ETFs ersetzen die Gewichtung nach Marktkapitalisierung durch eigene Gewichtungsverfahren, und gelangen so oft zu einem deutlich geringeren Klumpenrisiko und einer niedrigeren Verklumpung als der MSCI World. Die zweite zentrale Kennzahl für die Analyse von ETFs ist die Qualitätsdichte, die den gewichteten Anteil an Qualitätsaktien im ETF bestimmt und beim MSCI World bei 56 Prozent liegt.

Der größte aktiv gemanagte ETF mit 9,3 Milliarden Euro Fondsgröße ist der thesaurierende ETF „JP Morgan US Research Enhanced Index Equity ESG“ mit der ISIN IE00BF4G7076. Sein Ziel ist eine Outperformance gegenüber dem S&P 500. Um diese Outperformance zu erreichen, werden Aktien mit dem höchsten Renditepotenzial leicht übergewichtet, während überbewertete Aktien leicht untergewichtet werden. Ein ambitioniertes Vorhaben, das laut der Kennzahlen im ETF-Finder jedoch tatsächlich gelingt. So punktet der ETF mit seinen 239 Aktien fundamental sowohl gegenüber dem MSCI World als auch gegenüber dem S&P 500 mit einem niedrigeren Klumpenrisiko von 65 Prozent und einer höheren Qualitätsdichte von 63 Prozent, was letztendlich zu einer Outperformance gegenüber dem MSCI World und dem S&P 500 seit Auflage im Oktober 2018 führt. Der ETF ist eine gute Alternative zu einem ETF auf den S&P 500 oder auch auf den MSCI World, wenn die dann fehlenden internationalen Aktien anderweitig abgedeckt werden.

Der aktiv verwaltete JP Morgan US Research Enhanced Index Equity ESG schlägt seinen Vergleichs-Index S&P 500 knapp

Aktiv gemanagte ETFs auf europäische Aktien punkten zwar mit einem niedrigen Klumpenrisiko, lassen mit einer Qualitätsdichte von maximal 39 Prozent jedoch zu wünschen übrig. Auf Jahressicht schlugen allerdings acht von zwölf Europa-ETFs den MSCI World geringfügig. Während auf 5-Jahressicht kaum eine Aussage getroffen werden kann, weil lediglich zwei Europa-ETFs so lange auf dem Markt sind, die beide gegenüber dem MSCI World underperformen.

Aktiv gemanagte ETFs mit Schwerpunkt auf Europa im ETF-Finder

Themen-ETFs – Trendgetriebene Diversifikation

Anstelle von Europa-ETFs bietet sich entweder ein Investment in europäische Einzelaktien oder ein Investment in Themen-ETFs an, die ebenfalls in europäische Aktien investiert sind. So wurden allein in diesem Jahr sage und schreibe sechs europäische Rüstungs-ETFs aufgelegt, die einen eigenen Artikel wert wären.

Jenseits von Rüstung ist der Themen-ETF „SPDR MSCI Europe Technology“ mit der ISIN IE00BKWQ0K51 interessant. Der ETF investiert in führende Technologieunternehmen aus verschiedenen europäischen Ländern mit den drei größten Positionen ASML, SAP und Infineon Technologies. Allerdings beinhaltet der ETF lediglich 15 Aktien und kommt ASML auf eine Gewichtung von stattlichen 34,5 und SAP auf 17,5 Prozent.

Die hohe Qualitätsdichte beim SPDR MSCI Europe Technology ist auch auf die Übergewichtung von ASML zurückzuführen

Eine weitere Alternative für ein Investment mit Schwerpunkt Europa bietet der 2020 aufgelegte ETF iShares MSCI Europe Consumer Staples mit bekannten Größen wie Nestlé, Unilever oder British American Tobacco. In diesem ETF mit der ISIN IE00BMW42074 sind 37 Aktien enthalten, wovon 20 Aktien im Aktienfinder Qualitätsaktien sind, was mit der Marktgewichtung kombiniert eine eindrucksvolle Qualitätsdichte von 75 Prozent ergibt.

Gewinn und Cashflow der im iShares MSCI Europe Consumer Staples enthaltenen Unternehmen steigen gemächlich, aber konstant

Wenig überraschend lässt sich mit Konsumgüterunternehmen keine Outperformance gegenüber ETFs erzielen, die mit Big Tech gefüllt sind. Aber im Rahmen der Diversifikation halten wir ETFs wie diesen für geeignet, zumal viele der in ihm enthaltenen Unternehmen günstig bewertet sind und der ETF in Summe moderat bewertet ist, was zu einer Renditeerwartung bis Ende 2027 von jährlich 9 Prozent führt.

Eine attraktive Renditeerwartung bei überschaubarem Risiko mit Konsumgüteraktien bietet der iShares MSCI Europe Consumer Staples

Zudem kannst du auch in Themen-ETFs außerhalb Europas und Nordamerikas investieren, wobei Asien in den Vordergrund rückt. Bei einem Blick in den ETF-Finder fällt die insgesamt hohe Qualitätsdichte der asiatischen ETFs mit Werten von meist deutlich über 60 Prozent auf. Bei 10 von 12 asiatischen Themen-ETFs liegt der Länderschwerpunkt klar auf China. Nur zwei Themen-ETFs befassen sich mit dem indischen Aktienmarkt.

Diese Themen-ETFs gibt es für die Region Asien/Pazifik

Die drei nach Fondgröße bedeutendsten Themen-ETFs beschäftigen sich mit chinesischen Technologie-Aktien und haben mit Jahresrenditen zwischen 21 und 36 Prozent in Euro zwar außergewöhnlich gut performt. Zuvor ging es ab 2021 mit chinesischen Technologie-Aktien jedoch stark bergab und liefen die betreffenden ETFs einige Jahre seitwärts.

Chinesische Tech-ETFs waren zwar volatiler, gewinnen nun aber wieder an Aufwärtsdynamik

Fazit - Der Tech-Crash zeigt: Diversifikation ist Trumpf

Der kleine Streifzug durch die Welt der aktiv gemanagten ETFs und der Themen-ETFs zeigt, dass die immer komplexer werdende ETF-Landschaft einiges zu bieten hat. Zwar können viele dieser ETFs die klassischen ETFs auf den MSCI World oder den S&P 500 nicht outperformen, aber der Preis für die bislang hohe Rendite dieser Index-ETFs ist ein mittlerweile beträchtliches Klumpenrisiko, das sich bis heute immer weiter aufbaut. Dieses Klumpenrisiko lässt sich beispielsweise mit aktiv gemanagten ETFs, mit Themen-ETFs oder auch mit ETFs auf Indizes außerhalb der USA gezielt reduzieren.

Damit du im immer dichter werdenden ETF-Dschungel den Überblick behältst und sich in deinem Depot kein unkontrolliertes Klumpenrisiko aufbaut, gibt es seit Kurzem den ETF-Finder, dem einzigen Tool, mit dem du aus über 1.900 in Deutschland handelbaren ETFs die besten finden und bewerten kannst. Schon als kostenloses Mitglied hast du vollen Zugriff auf 25 beliebte Top-ETFs.

4 Antworten

  1. Wie unterscheidet sich denn eine aktiv gemanagter ETF von einem (verpönten) Fond (der auch nicht besserl läuft als der Markt) außer in der Gebührenstruktur? Ist das nicht im Endeffekt wieder das Gleiche?

    1. Nein, es ist nicht dasselbe. Bei aktiven ETFs gibt es eine größere Vielfalt, als man zunächst denkt. Nicht jeder ETF ist gleich „aktiv”. Es gibt beispielsweise auch viele benchmarknahe ETFs. Die nur wenige Titel leicht unter- oder übergewichten. Andererseits gibt es ETFs, die tatsächlich selbst die Aktien auswählen und gewichten (z.B. die ARK-ETFs). Im ETF-Finder planen wir gerade eine neue Spalte, die die ETFs ihrem Aktivitätslevel nochmal unterteilt.

  2. Aktienfinder ist ein tolles Tool zur Information und um dazuzulernen. Ein grosses Dankeschön von einer Anfängerin an der Börse!

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