Tractor Supply Investor-Update

Tractor Supply brachte in den letzten zehn Jahren den Aktionären eine fast doppelt so hohe Rendite als der US-Leitindex S&P500. Kann die bisher erfolgreiche US-Einzelhandelskette mit Fokus auf den Landwirtschaftsbetrieb weitere Kursgewinne liefern oder stellt die abschwächende Konjunktur Tractor Supply vor neuen Herausforderungen?

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Wir nehmen Tractor Supply genauer unter die Lupe und prüfen für dich, ob die Aktie aktuell preiswert ist oder du lieber die Finger von dieser Aktie lassen solltest.

Das Geschäftsmodell in aller Kürze

Tractor Supply (TSCO) bezeichnet sich als „the largest rural lifestyle retailer“. Ein wenig Fantasie braucht es wohl, um sich konkret etwas unter dieser Eigendefinition der Tractor Supply Company (Ticker: TSCO) vorzustellen. Gerne wird der Einzelhändler aus dem US-Bundesstaat Tennessee als das „Lagerhaus der Vereinigten Staaten“ bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich bei Tractor Supply um einen interessanten Nischenplayer.

Seit 1938 bietet TSCO seinen Kunden ein breites Sortiment an diversen Produkten aus dem Bereich der Landwirtschaft an. Unter den Einzelhandelsgeschäften Tractor Supply, Petsense und Del’s Feed & Farm Supply wird die einschlägige Zielgruppe aus Bauern im Haupt- und Nebenerwerb, Hobby-Farmern, Ranchern und Tierzüchtern bedient. „Alles außer Traktoren“ steht auf der offiziellen Website über dem Angebot. Das Angebot reicht von Tiernahrung für das Lebendvieh über arbeitstypische Bekleidung bis hin zu diversen Gartenutensilien – Rasenmähtraktor inklusive. Der mit rund 23 Milliarden US-Dollar nach Marktkapitalisierung bewertete Einzelhändler setzt vor allem auf den „Do-It-Yourself“-Trend (DIY), indem es die erforderlichen Werkzeuge und Materialen in ein und demselben Geschäft zum Verkauf anbietet. Ganz im Sinne des Firmen-Slogans „For Life Out Here“.

Über die Marke Tractor Supply betreibt TSCO über 2.000 Geschäfte. 178 Geschäfte werden unter der Marke Petsense geführt, welche im Jahr 2016 für ca. 116 Millionen USD erworben wurde. Bis Ende 2026 will TSCO ambitionierte 2.700 Retail-Filialen betreiben. Der erzielte Umsatz von 14,2 Milliarden USD im Geschäftsjahr 2022 stammt ausschließlich aus den Vereinigten Staaten, eine globale Diversifikation ist somit nicht gegeben.

Die Digitalisierung des Geschäftsmodells spielt für Tractor Supply eine strategische Rolle. Aktuell werden sieben Prozent der Umsätze über E-Commerce erwirtschaftet, was einem Wachstum von 80 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht. Langfristig peilt das Management einen E-Commerce-Anteil von 15 Prozent am Gesamterlös an. Basierend auf den Zahlen für 2021 gliedert sich der Umsatz in folgende Geschäftssegmente auf:

• Lebendvieh, Nutz- und Haustier: 50 Prozent
• Saisonale Produkte, Garten, Elektrogeräte, Spielzeug: 21 Prozent
• Werkzeuge, Hardware für Nutzfahrzeuge: 19 Prozent
• Arbeits- und Freizeitbekleidung und -ausstattung: 7 Prozent
• Mittel für den landwirtschaftlichen Gebrauch: 3 Prozent

Im Rahmen der Digitalisierungsstrategie investiert TSCO in seine betrieblichen Kernprozesse entlang der Wertschöpfungskette, um die Effektivität und Effizienz des Geschäftsmodells zu erhöhen. Mithilfe neuer Technologie soll die Kostenseite, trotz des eingeschlagenen Expansionskurses, nicht proportional wie die Ertragsseite in die Höhe schießen. Das kostenlose, digitale Kundenbindungsprogramm „Neighbor’s Club“ bietet zum Beispiel Vorteile wie Cashback, Sonderangebote, eigene Kreditkarte oder Same-Day Zustellung, was zu einer hohen Kundenloyalität führt. Zuletzt betrug die Kundenbindungsrate im Durchschnitt 80 Prozent und im Top-Level „Preferred Plus Neighbor“ sogar beeindruckende 95 Prozent.

Ähnlich wie bei anderen spezialisierten Retailer wie Home Depot erweist sich das durchdachte und über die Jahre etablierte Logistiksystem als treibende Kraft für den ambitionierten Expansionskurs. Dank kürzerer Lieferdistanzen zwischen Verteilzentren und Filialen schuf sich Tractor Supply aufgrund niedriger Logistikkosten beachtenswerte Wettbewerbsvorteile, die einerseits dank einer verlässlichen Produktverfügbarkeit zu einer höheren Kundenzufriedenheit beitragen. Andererseits bildet die kurze Versanddauer sowie die effiziente Distributionsinfrastruktur das Rückgrat der Digitalisierungsstrategie.