Wer profitiert vom Rüstungs-Hype? Megachance oder Crashgefahr?
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Aktionieur
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Die Aktienkurse von Rheinmetall oder Hensoldt sind in die Höhe geschnellt und stehen sinnbildlich für die hohe Nachfrage nach Rüstungsgütern. Die gestiegene Nachfrage ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von geopolitischen Spannungen, sicherheitspolitischen Veränderungen und technologischen Entwicklungen. Viele Staaten überdenken ihre Sicherheitspolitik und setzen wieder verstärkt auf militärische Abschreckung. So konnten einige Aktionäre von Rüstungsunternehmen in den letzten Monaten und Jahren hohe Kursgewinne erzielen, dies gilt jedoch nicht für alle Rüstungsaktien. Woran das liegt und wie viel Potenzial noch in den Aktien steckt, zeigen wir anhand den Aktienanalysen zu Rheinmetall,Lockheed Martin und Hensoldt. Außerdem haben wir in diesem Artikel die Top 20 beliebtesten Rüstungsaktien im Aktienfinder zusammengestellt, beleuchten aber auch die moralische Frage eines Investments in Rüstungsunternehmen.
Während die Aktien von Rheinmetall und Hensoldt zu den Top-Performern gehörten, legte die Aktie von Lockheed Martin nur um 14 Prozent zu.
Viel Rückenwind für die Rüstungsindustrie
In diesem Kapitel werfen wir zunächst einen Blick auf die Einflussfaktoren, die einige Rüstungsaktien in die Höhe getrieben haben. Nehmen die geopolitischen Risiken tatsächlich zu und welchen Einfluss haben die jüngsten Entwicklungen auf die Investitionen in die Rüstungsindustrie?
Die Konflikte internationalisieren sich
Seit Beginn der 2000er Jahre hat nicht nur die Zahl der bewaffneten Konflikte zugenommen, auch die Art der bewaffneten Konflikte hat sich grundlegend verändert. Besonders auffällig ist der starke Anstieg sogenannter internationalisierter innerstaatlicher Konflikte, bei denen externe Länder direkt eingreifen und die Dynamik des Konflikts verschärfen. Dieser Trend hat sich seit den 2010er Jahren deutlich verstärkt, wodurch lokale Konflikte zunehmend globale Dimensionen annehmen und durch ausländische Interventionen länger andauern oder sich ausweiten.
Bereits im Jahr 2023 konzentrieren sich staatliche Konflikte (blau) vor allem auf Regionen in Afrika, dem Nahen Osten und der Ukraine. Die Karte zeigt, dass staatlich basierte Konflikte besonders hohe Opferzahlen in der Ukraine, Syrien und dem Sudan verursachen. Nichtstaatliche Konflikte (orange), in denen bewaffnete Gruppen kämpfen, sind in Lateinamerika und Afrika stark verbreitet. In Lateinamerika sind viele nichtstaatliche Konflikte mit Drogenkartellen verbunden, die sich Kämpfe um Territorien und Handelsrouten liefern. In Afrika führen u.a. ethnische Spannungen zwischen lokalen Milizen oder Volksgruppen, die sich über illegale Rohstoffmärkte durch beispielsweise Diamanten- und Goldschmuggel finanzieren.
Weltweit forderten die Konflikte zahlreiche Todesopfer im Jahr 2023
Verteidigungsstrategien im Wandel
Die zunehmende Internationalisierung von Konflikten zwingen viele Länder, ihre Verteidigungsstrategien und damit auch ihre Beschaffungsprozesse neu auszurichten. Spätestens mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022 ist die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr wieder in den Fokus gerückt. Zudem gewinnen Bündnisse wie die NATO an Bedeutung, da militärische Bündnisse eine globale Sicherheitsarchitektur und glaubhafte Abschreckung für die Mitgliedsstaaten bieten.
Doch auch technologische Innovationen prägen die Verteidigungsindustrie wie nie zuvor. Künstliche Intelligenz (KI), Automatisierung, Quantentechnologie und Cybersicherheit spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Entwicklung und Beschaffung von Waffensystemen. KI-basierte Lösungen ermöglichen es, Produktionsprozesse zu optimieren und militärische Infrastrukturen effizienter zu gestalten. Gleichzeitig steigen aber auch die Bedrohungen durch Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen, was neue Sicherheitsanforderungen an die Rüstungsindustrie stellt.
Eine mögliche Kampftruppe der nahen Zukunft: Soldaten mit digitalem Gefechtsanzug zur Vernetzung mit anderen Systemen. Dazu tragen sie Exo-Skelette zur Gewichtsreduzierung ihrer Ausrüstung und haben Flugdrohnen und einen Roboterhund zur Aufklärung dabei.
Auch der Weltraum ist zum militärischen Einsatzort geworden. Ob Aufklärung, abhörsichere Kommunikation oder Einsatzführung, militärische Operationen finden längst nicht mehr nur auf der Erde statt. Satelliten sind für viele Aspekte des modernen Lebens, wie Internet, Flugverkehr und Finanzmärkte, unverzichtbar und daher vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt, darunter Angriffe aus dem Weltraum und vom Boden, Störungen von Sensoren und Kommunikationseinrichtungen sowie Laserangriffe. In den letzten Jahren haben vor allem führende Raumfahrtnationen wie die USA, Russland und China Tests mit sogenannten "Anti-Satelliten-Waffen" durchgeführt, um Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen gezielt außer Gefecht zu setzen - zum Beispiel durch Raketen, andere Satelliten, Cyber-Angriffe oder Funkstörungen.
Die USA wie auch Russland betreiben bereits seit Jahrzehnten militärische Weltraumeinheiten. Seit 2019 verfügt das US-Militär mit der "Space Force" über eine eigene Teilstreitkraft und seit 2021 hat die Bundeswehr spezialisierte „Weltraumkräfte“. Aufgabe dieses Kommandos ist die Überwachung des Weltraums, einschließlich der acht Satelliten der Bundeswehr, des Wetters, des Weltraumschrotts und potenzieller militärischer Bedrohungen.
Die Kämpfe in der Ukraine machen deutlich, dass moderne Armeen präzise Artilleriesysteme, Langstreckenraketen und neuerdings auch Drohnen für effektive Kriegsführung beherrschen müssen. Die Digitalisierung von Führungssystemen, künstliche Intelligenz und flexible Führung sind entscheidend, um im „gläsernen Gefechtsfeld“ mit Wärmebild- und Hochleistungssensorik zu bestehen. Zudem gewinnen hohe Truppenstärke und massive Ausrüstung wieder an Bedeutung. Um die Verteidigungsfähigkeit zu sichern, müssen die Nationen in moderne Waffensysteme investieren, die Truppenstärke erhöhen und die Führungssysteme digitalisieren. Diese Entwicklung führt zu verstärkten Investitionen in die Rüstungsindustrie, um die erforderlichen Kapazitäten sicherzustellen.
Steigende Verteidigungsbudgets weltweit
Die Zunahme der weltweiten Konflikte und der Wandel in der Verteidigungspolitik führten zu einem Rekordwert der weltweiten Militärausgaben von 2.443 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Der Anstieg um 6,8 Prozent ist der höchste seit 2009 und der neunte Anstieg in Folge. Der Anteil der Militärausgaben am globalen Bruttoinlandsprodukt beträgt 2,3 Prozent.
Der Anstieg der weltweiten Militärausgaben im Jahr 2023 ist vor allem auf den anhaltenden Krieg in der Ukraine sowie im Nahen Osten und die eskalierenden geopolitischen Spannungen in Asien zurückzuführen. Die Militärausgaben stiegen in allen fünf geografischen Regionen, wobei die größten Steigerungen in Europa, Asien und Ozeanien sowie im Nahen Osten waren. Die weltweiten Militärausgaben sind stark auf eine relativ kleine Gruppe von Staaten konzentriert. Auf die USA und China entfiel 2023 rund die Hälfte der weltweiten Militärausgaben, auf die Top 10 rund 75 Prozent.
In Europa beliefen sich die Militärausgaben im Jahr 2023 auf 588 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr und um 62 Prozent gegenüber 2014 entspricht. Der andauernde Krieg zwischen Russland und der Ukraine führte zu einem erheblichen Anstieg der Militärausgaben beider Länder und löste einen allgemeinen Anstieg der Militärausgaben in ganz Europa aus. Insgesamt erweitern die europäischen Staaten ihre militärischen Kapazitäten und bringen sie auf den neuesten Stand der Technik. Dazu sollen bis zu 800 Milliarden Euro investiert werden, um die Abhängigkeit von den USA zu verringern und die europäischen Fähigkeiten in Bereichen wie Luftverteidigung und Drohnentechnologie auszubauen.
Laut der jüngsten Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri ist das weltweite Volumen der Rüstungslieferungen im Jahr 2024 minimal um 0,6 Prozent gesunken. Entgegen dem globalen Trend stiegen die europäischen Rüstungsimporte zwischen 2020 und 2024 um 155 Prozent im Vergleich zum vorherigen Fünfjahreszeitraum. 64 Prozent der Rüstungsimporte europäischer NATO-Mitglieder stammen aus den USA, die damit ihre Vormachtstellung als größter Rüstungsexporteur weiter ausbauen konnte. Im Zeitraum 2015 bis 2019 waren es laut Sipri noch 52 Prozent. Frankreich ist dem Bericht zufolge kaum von den USA abhängig. Andere Länder, darunter Italien und Großbritannien, kauften dagegen F-35-Kampfflugzeuge oder Patriot-Luftabwehrsysteme aus den USA. Diese Waffen sind laut Sipri zu komplex, um sie schnell ersetzen zu können.
Die Frage, ob Investitionen in Rüstungsaktien ethisch vertretbar sind, ist komplex und lässt sich nicht allgemein beantworten. Der Krieg in der Ukraine hat zumindest unsere Vorstellung einer friedlichen westlichen Welt erschüttert. Die Nachfrage nach Waffen und Rüstungsgütern ist enorm gestiegen, manche Investoren wittern fette Gewinne. Andere halten Investitionen in Aktien der Rüstungsindustrie verwerflich. Die moralische Frage spaltet sowohl Anleger als auch Ethikexperten.
„Der Krieg ist ein besseres Geschäft als der Friede“ sagte der Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky vor über 100 Jahren.
Für die Skeptiker sind Rüstungsaktien ein No-Go. Waffen verursachen Leid und Zerstörung, und wer in Waffen investiert, profitiert vom Krieg. Aber es gibt auch andere Stimmen. Waffen können dazu dienen, ein Land zu verteidigen und potenzielle Angreifer abzuschrecken. In diesem Sinne können sie sogar Frieden und Sicherheit fördern. Der Finanzethiker Klaus Gabriel beobachtet, dass Rüstung zunehmend als etwas Positives gesehen wird, weil sie zur Verteidigung und Abschreckung beiträgt.
Ob ein Investment Letztlich muss jeder Anleger selbst entscheiden, ob er in den Rüstungssektor investieren möchte.
Die Liste der Top 20 Rüstungsaktien
In der nachfolgenden Liste findest du die Top 20 Rüstungsaktien. Die Liste basiert auf der Anzahl der Kauflimits unserer über 140.000 Mitglieder. Ganz oben auf der Liste stehen die Aktien mit den meisten hinterlegten Kauflimits. Bei der Auswahl haben wir alle Aktien berücksichtigt, die dem Sektor "Luft-/Raumfahrt & Verteidigung" zugehören und zumindest einen bedeutsamen Umsatzanteil im Rüstungsbereich erzielen. Für die Lockheed Martin Aktie sind mit Abstand die meisten Kauflimits hinterlegt und es werden zwischen 70 und 80 Prozent des Umsatzes im Rüstungsbereich erzielt, bei Airbus sind es hingegen etwa 18 Prozent.
Mit Rheinmetall nehmen wir nun den Highflyer aus dem Rüstungssektor unter die Lupe. Warum hat sich die Aktie so gut entwickelt und gibt es trotz der Kursexplosion noch weiteres Potenzial?
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Inhaltsverzeichnis - das erwartet Sie als Premium-Mitglied!
Viel Rückenwind für die Rüstungsindustrie
Die Konflikte internationalisieren sich
Verteidigungsstrategien im Wandel
Steigende Verteidigungsbudgets weltweit
Moral: Investition in Krieg oder Sicherheit?
Die Liste der Top 20 Rüstungsaktien
Die Rheinmetall Aktie - Der Highflyer im Rüstungssektor!
Darum explodiert die Rheinmetall Aktie
So hoch ist das Renditepotenzial
Ist die Aktie ein Kauf?
Die Lockheed Martin Aktie - Günstig bewertet?
Darum stagniert die Lockheed Martin Aktie
So hoch ist das Renditepotenzial
Ist die Aktie ein Kauf?
Die Hensoldt Aktie - Mit +465 Prozent noch Potenzial?
Als Ingenieur mit über 15 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie und im Sondermaschinenbau in verschiedenen Engineering-Positionen ist unser Analyst unter dem Pseudonym Aktionieur mit den Trends und Herausforderungen seiner und angrenzender Branchen bestens vertraut.
Sein Expertenwissen fließt auch in die Kaufentscheidung seiner beiden Depots, die er seit 2008 systematisch ausbaut. Dabei liegt sein Fokus auf Qualitätsaktien mit modernen und teils disruptiven Geschäftsmodellen sowie ETFs.
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