Die Daimler Aktie ist durchgefallen. Bescheidene acht Prozent haben sich für eine Aufnahme von Daimler in das Bestseller-Challenge Depot ausgesprochen. Mit 68 Prozent wollten mehr als zwei Drittel der Zuschauer überhaupt keine Aktie eines deutschen Autobauers besparen:
Weil die Daimler Aktie fundamental enttäuscht, überrascht dieses Ergebnis nicht. Nachdenklich hingegen stimmt, dass die Daimler Aktie dennoch die zweithäufigste Aktie in deutschen Depots ist, obwohl sie eine so deutliche Ablehnung in der Community stößt. Auch für die Aktien von BMW und Volkswagen konnte sich Community nicht begeistern.
Die Beliebtheit der Daimler Aktie, entgegen aller fundamentaler Vernunft, deutet auf ein breit vorhandenes Verbesserungspotential in deutschen Depots bei der Aktienauswahl hin.
Zulieferer als die besseren Auto-Aktien?
Wie wir in der Daimler-Analyse gesehen haben, befindet sich die Automobilindustrie bereits mitten im Umbruch, verursacht durch Digitalisierung und Elektrifizierung. Welcher Autobauer als Gewinner oder Verlierer aus dem Umbruch hervorgehen wird, ist ungewiss. Gewiss ist nur, dass der Versuch, zu den künftigen Gewinnern zu gehören, noch größere Summen an Geld verschlingt als es in der investitionsintensiven Autobranche sowieso schon der Fall ist. Doch aller Unsicherheit zum Trotz wird die Automobilbranche auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen und steigt der Absatz an Autos weltweit weiter an:
Da die Automobilbranche auch in Zukunft eine wichige Rolle spielt, habe ich mich gefrafgt, ob es anstelle der Autobauer andere Unternehmen in der Branche gibt, die langfristig erfolgversprechendere Investments sind. Optimalerweise, weil diese weniger stark von den Umbrüchen betroffen sind oder im besten Fall sogar davon profitieren. Bei der Suche einem solchen Investment habe ich mir die Dürr AG näher angeschaut.
Die Dürr AG
Als Unternehmen im Maschinen- und Anlagebau erzielt Dürr 56 Prozent der Umsätze in der Automobilindustrie. Die restlichen Umsätze entfallen auf die holzverarbeitende Industrie sowie die Branchen Chemie und Pharma. Im Jahr 2014 wurde das Unternehmen HOMAG im Bereich der Holzverarbeitung übernommen und so die Abhängigkeit von der Automobilindustrie verringert.
Für die Automobilindustrie liefert Dürr Lackieranlagen und ist in diesem Bereich Weltmarktführer mit knapp 45 Prozent Anteil am Weltmarkt. Bei der Endmontagetechnik hält Dürr einen Weltmarktanteil von knapp 25 Prozent. Weitere Tätigkeitsbereiche sind in der Abluftreinigung (hier auch für Pharma, Chemie und Holzverarbeitung) sowie Mess- und Befülltechnik. Bei Maschinen für die Holzverarbeitung liegt der Anteil am Weltmarkt bei 30 Prozent. Im Jahr 2018 stammten 15,7 % der Erlöse aus Deutschland, 30,6 % aus anderen europäischen Ländern, 23,6 % aus Nord- und Südamerika sowie 30,1 % aus Asien, Afrika und Australien.
Von den in der Automobilindustrie vorherrschenden Trends zur Elektrifizierung und Digitalisierung sowohl in der Produktion als auch dem Auto als Endprodukt selbst (autonomes Fahren, Unterhaltung) ist auch Dürr betroffen und entwickelt neue Produkte, um die Kunden in der Branche bei der Bewältigung der Umbrüche zu unterstützen. Als bereits führender Zulieferer in mehrerenn Bereichen sehe ich das Unternehmen hier gut aufgestellt.
Fundamentalanalyse der Dürr AG
Nur langfristig steigende Gewinne führen zu langfristig steigenden Kursen und Dividenden. Deshalb ist es zielführend, zunächst nach langfristigem Gewinnwachstum Ausschau zu halten. Dieses scheint bei Dürr gegeben:
Dennoch führe auch bei Dürr die Finanzkrise im Jahr 2009 zu dem typischen Gewinneinbruch in der Automobilindustrie. Weil Dürr seine Umsätze durch Übernahme der HOMAG in die Holzwirtschaft diversifiziert hat, ist zu hoffen, dass das Unternehmen künftige Konjunktureinbrüche besser übersteht.
Dürr macht die Höhe der Dividende vom Konzernüberschuss, also dem Gewinn, abhängig. Diese wurde von 1,10 Euro auf aktuell 1,00 Euro gekürzt und beträgt nun 45 Prozent. Der freie Cash-Flow deckt die Dividende derzeit nicht, so dass zur Finanzierung der Dividende tatsächlich Geld aus dem Unternehmen fließt. Deshalb ist es in diesem Fall wichtig zu wissen, wie viel Liquidität dem Unternehmen zur Finanzierung der Dividende zur Verfügung steht.
Auf die letzten vier Quartale bezogen ergibt sich eine Unterdeckung der Dividende von knapp 35 Millionen Euro. Dem gegenüber stehen liquide Mittel in Hohe von 461 Millionen Euro. Die Dividende scheint also soweit sicher zu sein. Zudem gehen die Prognosen ab dem Geschäftsjahr 2020 davon aus, dass der Freie Cash-Flow die Dividenden deckt.
Bewertung der Dürr AG
Im Dividenden-Turbo siehst du, dass die aktuelle Dividendenrendite trotz der leichten Kürzung mit 3,88 Prozent deutlich über dem historischen Mittel liegt:
Sollten sich die Prognosen bewahrheiten, winkt zum Jahr 2022 eine Dividende in Höhe von 5,5 Prozent. Basierend auf der Dividendenrendite scheint die Aktie günstig bewertet zu sein.
Die Dynamische Aktienbewertung bietet ein genaueres Bewertungsverfahren, weil es auch Gewinn und Cash-Flow als Grundlage der Dividende in die Aktienbewertung mit einbezieht.
Weil der operative Cash-Flow relativ stark schwankt, berücksichtige ich diesen bei der Berechnung der fairen Werte nicht konzentriere mich stattdessen auf den Gewinn. Du erkennst, dass sich die Aktie von Anfang 2017 bis ungefähr Mitte 2018 in der Phase einer starken Überbewertung befand. Am Hochpunkt kostete die Aktie um die 60 Euro und ist Stand heute auf 25,76 Euro gefallen. Da die Gewinne leicht rückläufig waren, ging der faire Wert basierend auf dem Gewinn zurück. Noch stärker als Gewinn fiel jedoch der Kurs, was der typischen Über- und Untertreibung an der Börse entspricht. Mit einem fairen Wert von rund 30 Euro (Gewinn) ist die Aktie derzeit leicht unterbewertet. Der faire Wert Dividende liegt analog Unterbewertung beim Dividenden-Turbo bei 43 Euro. Das kannst du zur Kenntnis nehmen, solltest jedoch den fairen Wert Gewinn dem fairen Wert Dividende vorziehen, weil die Dividende dem Gewinn entspringt und nicht umgekehrt.
Fazit: Dürr Aktie – nicht ohne Risiken, doch fair bewertet mit Aussicht auf mehr
Die Dürr Aktie ist aus meiner Sicht ein erfolgversprechenderes Investment als die großen Autobauer. Zwar wirft die Aktie im Vergleich zu Daimler & Co weniger Dividende ab, doch sehe ich Dürr angesichts der Verwerfungen in der Automobilindustrie in einer besseren Position als die klassischen Autobauer, die hohe Investments stemmen müssen und dennoch einem unsicheren Ausgang entgegen sehen. Eine weitere interessante Aktie aus dem Umfeld der Zulieferer ist Bridgestone, die mit 3,7 Prozent Dividendenrendite ebenfalls eine ordentliche Dividende bezahlt. Im folgenden Video analysiere ich sowohl Dürr als auch Bridgestone: Zum Video
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