Die Rio Tinto Aktie hat seit ihrem Zwischentief Anfang 2016 um über 300 Prozent zugelegt und glänzt selbst nahe am Allzeithoch mit einer Dividende von über 7 Prozent. Warum die Aktie in den letzten Jahren gestiegen ist, und ob du mit weiteren Kursgewinnen und Dividenden rechnen darfst, verrate ich dir in dieser Aktienanalyse.
Eure Wunschanalyse
Diese Analyse habt ihr euch in der Aktienfinder-Community gewünscht. In einer Abstimmung hat sich Rio Tinto gegen Xiaomi und zwei weitere Kandidaten durchgesetzt hat. Falls du dich für das langfristige Investieren begeisterst, schließe dich uns gerne an.
Das Geschäftsmodell
Rio Tinto ist gemessen an der Marktkapitalisierung nach BHP der zweitgrößte Rohstoffkonzern der Welt. Das Unternehmen fördert Bodenschätze wie Eisenzerz und Bauxit, die zu Stahl und Aluminium weiterverarbeitet werden. Teilweise ist das Unternehmen vertikal integriert. So wird das Bauxit in eigenen Raffinerien zu Aluminium und das Eisenerz zu Eisenzerz-Pellets weitererarbeitet. Zudem fördert der Konzern weitere Bodenschätze wie Kupfer, Uran und sogar Diamanten.
Rio Tinto Aktie | |
Logo | |
Land | GB / Australien |
Branche | Rohstoffe |
Isin | GB0007188757 |
Marktkapitalisierung | 106,2 Milliarden € |
Aktienkurs | 66,21 € |
Dividendenrendite | 7,3% |
Stabilität Dividende | 0,91 von max. 1,0 |
Stabilität Gewinn | 0,58 von max. 1,0 |
Die Segmente von Rio Tinto
Der Konzern gliedert sich in die aus der Grafik ersichtlichen fünf Segmente:
Das mit Abstand wichtigste Segment ist Iron Ore (Eisenerz). Dieses war im Geschäftsjahr 2020 für 59 Prozent des Umsatzes und sogar 76 Prozent des Gewinns verantwortlich. Langfristig betrachtet steigt die Produktion von Stahl dank steigender Nachfrage immer weiter an:
Kurzfristig betrachtet unterliegt die Stahlnachfrage abhängig von der Weltkonjunktur jedoch deutlichen Schwankungen, die sich voll auf den Stahlpreis durchschlagen. So fiel der Preis pro Tonne Stahl im Zuge der Finanzkrise innerhalb weniger Monate von über 180 USD auf unter 70 USD.
Die verbleibenden Segmente trugen im Geschäftsjahr 2020 mit bescheidenen sieben bis neun Prozent zum Geschäftserfolg bei, wobei das Segment für die interne Konzernverrechnung zu vernachlässigen ist.
Die Gewinnentwicklung von Rio Tinto
Die Gewinnentwicklung unterliegt den Schwankungen der Rohstoffpreise und verläuft dementsprechend volatil.
Allerdings hat sich seit dem Umsatzeinbruch im Jahr 2015 der Umsatz im Segment Eisenerz mehr als verdoppelt und sich der Gewinn in diesem Segment von 2,9 Milliarden GBP auf 14,7 Milliarden GBP glatt verfünffacht.
Das Gewinnwachstum im Segment Iron Ore geht ausschließlich auf die Preissteigerung von Eisenerz zurück, denn die Fördermenge blieb innerhalb der letzten Jahre nahezu konstant bei ca. 330 Tonnen Stahl (Geschäftsbericht 2020, S. 45), während sich der Preis pro Tonne von unter 50 auf 170 USD mehr als verdreifachte. Entsprechend unsicher ist der weitere Gewinnverlauf.
Darüber hinaus profitierte Rio Tinto in jüngster Vergangenheit von gesunkenen Energiepreisen z.B. für Dieselkraftstoff oder Kohle im Zuge der Corona-Pandemie (Geschäftsbericht 2020, S. 34). All diese positiven Entwicklung können sich jedoch in Bälde umkehren, was sich in den Analystenschätzungen widerspiegelt, die nach einem starken Geschäftsjahr 2021 von sinkenden Gewinnen ausgehen.
Die Analysten gehen bei Rio Tinto von fallenden Gewinnen ab dem Geschäftsjahr 2022 aus
Ist die Rio Tinto Dividende sicher?
Mit einer Dividendenrendite von derzeit 7,1 Prozent zählt Rio Tinto zu den großzügig ausschüttenden Konzernen, wobei sich die hohe Dividende aus einer regulären sowie einer Sonderdividende zusammensetzt, die im Aktienfinder getrennt ausgewiesen werden.
Als zyklisches Unternehmen ist die Höhe der Dividende stets mit einem Fragezeichen versehen. Die Dividendenpolitik des Managements zielt auf einer mittleren Ausschüttungsquote zwischen 40 bis 60 Prozent vom Gewinn ab (Geschäftsbericht 2020, S. 30). Allerdings zeigt die Erfahrung, dass man bei in einzelnen Jahren großzügig von diesem Ziel zugunsten der höheren Ausschüttung abweicht. So wurde auch in den Verlustjahren 2012 und 2015 weiterhin Dividende bezahlt. Auch im Jahr 2020 liegt die Ausschüttungsquote bezogen auf die reguläre Dividende bei 74 Prozent und damit deutlich oberhalb des anvisierten Korridors. Inklusive Sonderdividende liegt die Ausschüttungsquote sogar bei 88 Prozent. Sonderdividenden bezahlt Rio Tinto für die außerordentlichen Erträge aus Verkäufen von Unternehmensanteilen der letzten Jahre. Welche Verkäufe ab 2018 getätigt wurden, steht im Geschäftsbericht 2020 auf Seite 39.
Die Möglichkeit trotz eines schlechten Geschäftsjahres weiterhin Dividende zu bezahlen, ist einer soliden Bilanz mit geringer Verschuldung zu verdanken. So liegen die Schulden in Bezug zum Gesamtvermögen des Unternehmens bei überschaubaren 46 Prozent. Berücksichtigt man jedoch nur die Schulden, für die auch Zinsen fällig werden, so reduziert sich die Schuldenquote auf bescheidene 14 Prozent.
Die überwiegende Teil zinsloser Verbindlichkeiten in Höhe von 11,7 Milliarden GBP besteht aus Rückstellungen für die Renaturierung ausgedienter Minen mit einer mittleren Fälligkeit von 17 Jahren (Geschäftsbericht 2020, S. 36). Weitere Milliarden sind Steuerrückstellungen, die ebenfalls nicht zu verzinsen sind. Bei Rückstellungen ist interessant zu wissen, dass steigender Zinsen zu einer Reduzierung der Rückstellungen führen, weil der zukünftige Aufwand auf den heutigen Tag bezogen bei höheren Zinsen weniger wert ist. Anders sieht es selbstverständlich bei „echten“ Schulden aus, die zu verzinsen sind. Denn diese Schulden werden tatsächlich teurer, wenn die Zinsen steigen. Die zu verzinsenden Schulden von rund 10 Milliarden GBP werden fast vollständig von liquiden Mitteln des Unternehmens gedeckt. Ein hoher Cash-Flow sorgt für zusätzliche Sicherheit. Basierend auf Cash-Flow und Dividendenzahlungen der letzten 4 Quartale bräuchte Rio Tinto nur zwischen drei und vier Jahre, um sich aller zinstragenden Schulden zu entledigen.
Trotz der soliden Bilanz orientiert sich die Dividende jedoch an der aktuellen Gewinnentwicklung. Und nach einem Rekordjahr 2021 soll es mit dieser in den Folgejahren wieder bergab gehen, was zu einer rückläufigen Dividende führen soll.
Ist die Rio Tinto Aktie günstig bewertet?
Bei der Fair Value Bestimmung der Rio Tinto Aktie stellt sich der bereinigte Gewinn als ideale Größe für die Bewertung dar. Im Gegensatz zum bilanzierten Gewinn werden hier beispielsweise gravierende Wechselkursverzerrungen herausgerechnet. Bei der Berechnung des fairen Werts gehe ich von einem fairen KGV von 10 aus. In der Vergangenheit hat sich der Kursverlauf stark an der Entwicklung des bereinigten Gewinns orientiert und auch heute liegt die Aktie mit 57,45 GBP nahe am fairen Wert in Höhe von 55,30 GBP basierend auf dem jüngst abgelaufenen Geschäftsjahr.
Die laut der Prognose zunächst weiter ansteigenden, dann aber wieder fallenden Gewinne sorgen für die ungewöhnliche Situation, dass das Unternehmen rein rechnerisch zunächst wertvoller würde, um dann an Wert zu verlieren. Ich halte die Wahrscheinlichkeit fallender Gewinne nach dem außergewöhnlichen Gewinnsprung dank steigender Rohstoffpreise und sinkender Kosten für möglich. Deshalb orientiere ich mich bei der Ermittlung des fairen Werts am niedrigen Gewinn im Geschäftsjahr 2022. Den noch niedrigen Gewinn im Geschäftsjahr 2023 hingegen ignoriere ich, weil mir das Jahr 2023 angesichts des außergewöhnlichen Gewinnverlaufs dieses Zyklikers zu unsicher ist. Zudem erscheint mir die Prognose sehr pessimistisch. An dieser Stelle wird deutlich, dass Rio Tinto nicht ganz einfach zu bewerten ist.
Gehen wir vom fairen Wert des Jahres 2022 aus, so ergibt sich die Wahrscheinlichkeit leichter Kursverluste, die von der hohen Dividende jedoch überkompensiert werden, so dass sich unterm Strich eine jährliche Rendite von knapp 5 Prozent ergibt. Diese Renditeerwartung entspricht in etwa der jährlichen Rendite der letzten 10 Jahre. Aus dieser Sicht scheint die Rio Tinto Aktie fair bis leicht überbewertet zu sein.
Umweltzerstörung durch Rio Tinto
Beleuchten wir nun abseits der Börse den unschönen Aspekt der Umweltzerstörung. Denn die Förderung von Rohstoffen ist ein schwerwiegender Eingriff in die Natur. Und die Weiterverarbeitung der erbeuteten Rohstoffe, beispielsweise die Erzeugung von Aluminium durch elektrolytische Schmelzverfahren, ist sehr ressourcenintensiv und belasten die Umwelt zusätzlich.
Das Management versucht dem zu begegnen, indem beispielsweise die Energienutzung zunehmend aus sauberem Strom aus Eigenproduktion stammen soll. So wurde in diesem Jahr mit dem Bau einer Solaranlage für eine Eisenerz-Mine in Australien begonnen, die nach Fertigstellung den Großteil des Strombedarfs erzeugen soll (Geschäftsbericht 2020, S. 41). Bis zum Jahr 2050 will das Management klimaneutral sein. Auch auf den immensen Wasserverbrauch und die direkte Umweltzerstörung durch den Abbau wird im Geschäftsbericht eingegangen und die Schäden durch diverse Programme abzumildern versucht (Geschäftsbericht 2020, S. 81ff). Zudem ist Unternehmen im Jahr 2018 vollständig aus dem Kohleabbau ausgestiegen.
Allerdings hat die jüngste Vergangenheit gezeigt, dass kurzfristige Profitmaximierung, zumindest in Einzelfällen, weiterhin die Oberhand behält. So sprengte Rio Tinto Juukan Schlucht ein archäologisch einmaliges Zeugnis der menschlichen Entwicklung, das gleichzeitig ein Heiligtum der dort lebenden Aborigines war, kurzerhand in die Luft in der hehren Absicht, trotz vorhandener Alternativen den Abbau von Eisenerz möglichst kostengünstig zu betreiben. Der Fehltritt warf ein schlechtes Licht auf den Konzern und führte zum Rücktritt des Vorstandvorsitzenden sowie des Verantwortlichen für den Abbau von Eisenerz und des Leiters für Öffentlichkeitsarbeit (Geschäftsbericht 2020, S. 81ff, S.8). Wie ernst der Zwischenfall genommen wird, zeigt der aktuelle Geschäftsbericht, in dem der Begriff „Juukan Gorge“ 109-mal erwähnt wird.
Welche Rio Tinto Aktie kaufen?
Das heutige Rio Tinto hat seinen Ursprung in einem Zusammenschluss im Jahr 1962 zwischen der Consolidated Zinc Corporation und der Rio Tinto Company, welcher 1995 zu einer doppelten Börsennotierung führte. Die Aktie wird sowohl in Australien (Rio Tinto limited) als auch an der Londoner Börse (Rio Tinto plc) als eigenes Wertpapier gehandelt. Beide Aktien repräsentieren faktisch jedoch dasselbe Unternehmen mit demselben Anspruch auf Dividende (Geschäftsbericht 2020, S. 375). Im Aktienfinder ist die steuerfreundliche Version aus Großbritannien enthalten, denn Großbritannien behält bei Ausschüttung von Dividenden keine Quellensteuer ein. Zudem gibt es für jede Aktie noch eine ADR, die für uns Nicht-Amerikaner eher uninteressant sein sollte.
Rio Tinto plc | Rio Tinto Ltd | |
Land | Großbritannien | Australien |
Isin - Akte | GB0007188757 | AU000000RIO1 |
Isin - ADR | US7672041008 | US7672021042 |
ADR Ratio | 1:1 | 4:1 |
Fazit: Die Rio Tinto Aktie für hohe Dividenden-Sammler
Nach dem starken Lauf der Rio Tinto Aktie in den letzten Jahren ist meines Erachtens nur noch wenig Potential für weitere Kursgewinne und Dividendensteigerungen vorhanden. Ich rechne mittelfristig nicht mit nachhaltigen Kurgewinnen und glaube, dass die Rendite der nächsten Jahre hauptsächlich aus Dividenden stammt, die in den nächsten Jahren zudem gekürzt werden könnten.
Dennoch handelt es sich bei Rio Tinto um ein Unternehmen mit einer erstklassigen Bilanz. Falls du die Aktie günstiger kaufen möchtest, kannst du im Aktienfinder mit Hilfe der Dynamischen Aktienbewertung eine Zielrendite bestimmen, um dir ein Preislimit zu setzen. Erreicht die Rio Tinto Aktie deinen Zielkurs, wirst du automatisch per Mail informiert. Wenn du dasselbe für mehrere Qualitäts-Aktien machst, erhöhen sich deine Chancen, bei einer lukrativen Gelegenheit günstig zum Zug zu kommen. Der beliebteste Aktienfinder Deutschlands hat hierfür die richtigen Tools und eine große Auswahl an qualitativ hochwertigen Dividenden-Aktien parat.